Am Wochenende haben die Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag stattgefunden. Vereine mit ihren Abordnungen und Fahnen, Bürgermeister Martin Hiergeist und sein Stellvertreter Hans Weichselgartner sowie die Altbürgermeister Josef Hopfensperger und Josef Maierhofer und eine überschaubare Anzahl Marktgemeinderäte gedachten der Opfer von Krieg und Gewalt. „Die Geschehnisse, an die wir heute erinnern, haben tief in das Leben der einzelnen Menschen eingegriffen“, sagte Bürgermeister Martin Hiergeist. „Junge Menschen wurden viel zu früh aus ihrem Leben gerissen, Familien zerstört, Träume und Hoffnungen vernichtet.“ Die Welt werde immer komplexer, unterstrich KSK-Vorsitzender Max Scheuerer, es müssten die Probleme der Zukunft gelöst werden. „Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt“ und „Lauft ihnen nicht nach“, zitierte Pfarrer Jürgen Josef Eckl aus dem Evangelium nach Lukas. Falsche Propheten würden bewusst Unfrieden streuen und die Gesellschaft spalten – damals wie heute. Am Samstag zogen unter anderem Abordnungen der Pilstinger Krieger- und Soldatenkameradschaft, der Reservisten-Kameradschaft, des katholischen Männervereins sowie der Wehren Pilsting und Harburg zur Gedenkveranstaltung. Am Sonntag gedachten die KSK und RK Pilsting sowie die Wehr Waibling/Parnkofen und die BJB in Parnkofen der Opfer von Gewalt und Krieg. Den Zügen voran ging in Parnkofen und Pilsting die Kapelle Grünbeck, die die Gottesdienste musikalisch umrahmte.

Zelebriert wurde der Gottesdienst in Pilsting von Pfarrer Jürgen Josef Eckl und in Parnkofen von Pfarrvikar Dr. Peter Chettaniyil. Ebenfalls am Sonntagvormittag wurde der Volkstrauertag in Großköllnbach begangen. Zahlreiche Bürger versammelten sich in Großköllnbach am Kriegerdenkmal vor der Sankt Georgs-Kirche. Fahnenabordnungen der Feuerwehren Großköllnbach und Töding, sowie des Männervereins und des Frauenbunds waren vertreten. Josef Salzberger dankte den Teilnehmern für die würdige Gestaltung der Gedenkfeier, die mit Bayern- und Nationalhymne von der Musikkapelle Großköllnbach unter der Leitung von Wolfgang Del Toso umrahmt wurde.

„Immer dann, wenn die Menschen Gott vergessen oder ihn verdrängt haben aus ihrer Kultur und Gesellschaft, immer dann kam es zu den großen Katastrophen der Menschheit“, führte Pfarrer Jürgen Josef Eckl aus, „die größte Katastrophe des Menschen bisher liegt nun 76 Jahre zurück“. Der zweite Weltkrieg forderte Millionen Tote, Millionen Verwundete und Vertriebene, Gefangene und „sechs Millionen Schwestern und Brüdern jüdischen Glaubens“. „Viele fragen sich heute: Wie war das möglich?“, sprach Eckl. „Die Schuld liegt dort, wo Ideologie an Stelle von Solidarität und Menschlichkeit tritt; wo man den Versuch unternahm, eine ganze Gesellschaft zu verblenden, um dadurch die eigenen politischen Ziele mit dem Mittel der Gewalt durchzusehen.“ Gott sei Dank sei dieses Kapitel der Geschichte überwunden, aber das Nachlaufen falscher Propheten, ohne selbst über Dinge hinreichend zu reflektieren, sei bei Weitem kein Phänomen der Vergangenheit. Friede beginne immer im Kleinen, betonte Eckl. In der Familie, der Gemeinde, dem Umfeld. Auch 76 Jahre nach Kriegsende sehe die Krieger- und Soldatenkameradschaft ihre Aufgabe im Einsatz für den Frieden und das Wachhalten der Erinnerung, so der Vorsitzende der KSK Pilsting, Max Scheuerer. „Das unfassbare Leid, das Krieg und Gewalt über die Menschen brachte und auch noch heute bringt, muss Mahnung und ständiger Aufruf bleiben, die Kriegsursachen zu beseitigen und Frieden zu stiften“, betonte er. Auch ging er auf die pandemische Lage ein: 100 Jahre nach der Spanischen Grippe wurde die Welt von Corona überrascht. „Viele glaubten, mit unserer modernen Medizin könnte so etwas nicht mehr passieren“, sagte er, „wir müssen alle hilflos zusehen, wie schnell sich unser Leben ändern kann“.

„Der Volkstrauertag erinnert an die dunkelsten Zeiten unserer Geschichte, an die beiden Weltkriege und an die Gewaltherrschaft“, ermahnte Bürgermeister Martin Hiergeist. „Er erinnert an immense Verluste, an ein Leid und an ein Grauen, für das es im Grunde keine Worte gibt.“ Der Volkstrauertag sei deshalb ein Tag des stillen Gedenkens, ein Tag der Trauer und der Nachdenklichkeit, ein Tag, der fragt, was die Vermissten und Toten von damals zu sagen hätten und was man heute gegen Krieg und Gewalt tun kann. Gleichfalls wurde der Opfer aus Deutschland und in vielen anderen Ländern gedacht, deren Leben die Kämpfe, Terror und Gewaltausbrüche in der unmittelbaren Gegenwart gefordert haben. Dankbarkeit und Respekt sprach Hiergeist in besonderer Weise den Bundeswehrsoldaten aus, die bei der Verteidigung von Freiheit, Frieden, Demokratie und der Menschenrechte ihr Leben lassen mussten. „Dabei dürfen wir auch die Angehörigen und Freunde nicht vergessen“, unterstrich er. „Gleichzeitig muss man sich auch die Gegenwart vor Augen halten. Heute gibt es so viel Hass in der Welt wie schon lange nicht mehr.“ Gerade in den letzten Monaten habe man mit Entsetzen die Blicke auf die schlimmsten Ereignisse in den Kriegsländern gerichtet. Menschen flüchten nach Deutschland, wo der Friede Alltag ist. „Erhalten wir uns den Frieden“, unterstrich er. Man müsse Frieden schaffen, indem man miteinander spricht, zuhört, Freude und Kummer teilt, sich gegenseitig hilft und sich die Hände reicht.

(Text/Fotos: S. Melis)

Die Predigt von Pfarrer Jürgen Josef Eckl zum Volkstrauertag zum Nachlesen.