Blick nach Äthiopien am Weltmissionssonntag

 

Am Sonntag zum Weltmissionstag wurde in der Pfarrkirche St. Georg ein Pfarr- und Familiengottesdienst gefeiert. „Gott ist unsere Zuflucht und unsere Stärke“, zitierte Pfarrer Jürgen Josef Eckl aus dem Psalm 46, dem Leitgedanken des Weltmissionstag. In diesem Jahr ist das ostafrikanische Land Äthiopien der Schwerpunkt der Missio-Aktion. Äthiopien gehört zu den ärmsten Ländern der Welt und bietet fast einer Millionen Flüchtlinge Zuflucht. Die Gemeinschaft der Äthiopischen Katholiken geht auf christliche Urkirche zurück, nur 0,7 Prozent der Äthiopier gehören der katholischen Kirche an. Diese engagieren sich aber insbesondere. „Der Glaube ist den Menschen Halt und Heimat, während diese Region der Erde von politischen Krisen erschüttert und von dürre bedroht ist.“ Am Sonntag der Weltmission stehen den Katholiken die Gebete und die Solidarität aus der ganzen Welt bei.

Oft höre man den modernen, vernünftigen Satz: „Ich glaube nur das, was ich auch sehen kann“, sagte Pfarrer Jürgen Josef Eckl. „Das ist aber nur die halbe Wahrheit.“ Er sprach vom blinden Bartimäus, von dem das Evangelium erzählt hatte, dessen Glaube stark war. „Er hatte den Blick für andere Wirklichkeiten.“ Man brauche den besonderen Blick für Dinge, die man eben nicht mit den Augen sehen kann: Liebe, Freundschaft, Traurigkeit und die Not eines Menschen. „Dinge, die man nicht auf den ersten Blick sieht, sondern für die man sensibel sein muss.“ Der blinde Bartimäus wurde von den anderen Menschen gemieden. Er, der nur die ewige Nacht hatte, „taugte“ in den Augen der Menschen nichts. „Die Menschen um ihn herum sehen ihn jeden Tag“, betonte Pfarrer Eckl. „Sie sehen ihn auf der Straße sitzen. Aber seine Not und seine Traurigkeit sehen sie nicht. Die Menschen um ihn herum, sie sind die eigentlich blinden.“ Das Evangelium des Sonntags lade dazu ein die eigene Sehfähigkeit, die „Sehfähigkeit des Herzens“, zu prüfen. Der Weltmissionstag sei eine gute Gelegenheit dazu. Der Blick soll auf die Kirche weltweit geschärft werden: die katholische („weltumspannende“) Kirche mit 1,2 Milliarden Gläubigen. Viele von ihnen kämpfen täglich um ihr überleben. „Und wir? Wir schauen zu“, sagte Pfarrer Eckl. „Sind wir nicht schon lange sündhaft blind geworden gegenüber Menschen in Not?“

Kinder lasen die Fürbitten und brachten weitere Gaben zum Altar, die die Verbundenheit zu den Katholiken in Äthiopien zeigten: die Kerze des diesjährigen Weltmissionstag. Dazu Kaffeebohnen, denn Kaffee ist stark mit der Tradition und dem Gemeinschaftsgefühl in Äthiopien verbunden. Auch äthiopischen Weihrauch mit „süßlich herben“ Geruch, der zu jedem Gottesdienst und jedem Gebet gehört und ein äthiopisches Kreuz, das die Gläubigen im ostafrikanischen Land ein Leben lang begleitet.

(Bericht und Foto: Melis)
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