Die Messfeier am Pfingstmontag hat unter freiem Himmel vor dem TSV-Vereinsheim stattgefunden. „Vor einem Jahr schon waren wir hier versammelt“, sagte Pfarrer Jürgen Josef Eckl. „Damals in der Hoffnung, dass wir heuer nun endlich die Pfingstmontagsmesse im Festzelt feiern könnten.“ Doch auch das Jahr 2021 steht noch im Schatten der Corona-Pandemie, der sich langsam durch erste Strahlen der Hoffnung auf Normalität zu lichten beginnt, betonte er. „Wir alle brauchen in dieser Krise einen langen Atem.“

Einen langen Atem hat auch der TSV Pilsting gebraucht: bereits im vergangenen Jahr war das Vereinsheim absolut fristgerecht fertig gestellt, so dass die Einweihung anstand – doch schon der Abschied aus der alten TSV-Turnhalle hatte zum Pandemie-Beginn entfallen müssen. Das Vereinsheim ist zwar fertig – aber verwaist, zwangsweise, wie auch die Abteilungen des TSV. „Alle sechs Sparten des TSV Pilsting sind seit Oktober 2020 im Lockdown“, sagte Franz Xaver Sußbauer, Vorsitzender des TSV Pilsting. „Es geht nichts mehr. Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt.“ Am Pfingstmontag hat Pfarrer Jürgen Josef Eckl im Zuge der Feier dem TSV-Vereinsheim den kirchlichen Segen gespendet. „Das haben wir lange vor uns hergeschoben in der Hoffnung, dass die Umstände irgendwann wieder ein gebührendes Fest erlauben, das diesem Gemeinschaftswerk angemessen wäre“, unterstrich er. Er hoffe, wie auch der komplette TSV Pilsting, dass die gebührende Feier bald nachgeholt werden könne. Bürgermeister Martin Hiergeist sprach seine Glückwünsche zum neuen Vereinsheim aus. „Ich darf mich bei allen Beteiligten für die geleistete Arbeit bedanken“, unterstrich er, „ein wunderschönes, modernes Gebäude ist entstanden. Auf dieses Vereinsheim könnt ihr wirklich stolz sein!“ Er hoffe, dass in naher Zukunft das Vereinsheim genutzt werden könne, und somit Leben in das Gebäude einziehe. Musikalisch umrahmt wurde die Pfingstmesse von Motoko Matsuno, Mitglieder des TSV Pilsting gestalteten den Gottesdienst mit.

Trotz des Aprilwetters Ende Mai zeigte sich das Wetter milde gestimmt, so dass die Teilnehmer der Messfeier zwar unter wolkenbedecktem Himmel saßen, jedoch trockenen Fußes. Hin und wieder spitzte die Sonne hinter den Wolken hervor und tauchte die Pfingstmesse in strahlendes Frühlingslicht. Mit dem Pfingstmontag tritt die Gemeinschaft der Gläubigen eigentlich in eine neue Zeit des Kirchenjahres, erklärte Pfarrer Jürgen Josef Eckl bei seiner Predigt. Gleichsam einem „Brückentag“ schaute er zurück auf Ostern und das Pfingstereignis und gleichzeitig nach vorne, auf das, was die Zukunft bringt. „Was bleibt, ist der Heilige Geist, der uns als Beistand verheißen ist“, sagte er. „Und mit dem Geist beginnt etwas Neues: Jetzt ist die Zeit der Kirche.“ Das Evangelium, die Frohe Botschaft, soll verkündet werden, die Kirche soll „katholisch“ werden: kath olos – die ganze Welt umspannend. „Das ist das Ergebnis des Pfingsttages“, betonte er. „Wir sind jetzt Zeugen des Evangeliums. Es ist unsere Zeit.“

„Aber was ist Kirche eigentlich?“, fragte er. „Viele verwenden das Wort Kirche synonym zum Gottesdienst, zur Heiligen Messe“, sagte er. Andere bezeichnen „Kirche“ als das Gebäude, den Kirchenraum, oder viele verbinden das Wort „Kirche“ mit der sogenannten Amtskirche: Papst, Bischöfe, Priester. „Das alles entspricht nicht dem Wortsinn“, stellte er heraus, „und es entspricht auch nicht der Realität.“ Kirche, aus dem griechischen „Ecclesia“, ist die Gemeinschaft der Glaubenden, es ist die Gemeinde Jesu Christi. „Das II. Vatikanische Konzil sagt – und ich finde diesen Satz wunderbar: die Kirche ist das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug der Begegnung Gottes, mit den Menschen.“ Die Gemeinschaft sei im Glauben etwas Essenzielles, unterstrich er. „Wir alle sind Kirche. Sie und ich, wir alle“, bekräftigte er. Es falle ihm schwer regelrechten Hass gegen die Kirche, die Gemeinschaft, in der man selbst steht, zu verstehen. Sinnvoller wäre es, findet er, sich selbst einzubringen, mitzureden zu diskutieren und auch zu kritisieren. „Dann geht auch was voran“, sagte er, „in so einer Kirche, wo viele mitreden, da ist Leben. Da wirkt der Heilige Geist.“ Aber ein allgemeines „Kirchenbashing“, unreflektierte, dumme Ressentiments und Vorurteile, die vor allem in sozialen Medien kursieren, die brächten keinen weiter, sagte er: „Im Gegenteil: sie verletzen und vertiefen die Gräben.“

Mit der Taufe und Firmung habe man den Geist empfangen, der die Gläubigen zu Kindern Gottes macht, unterstrich er: „Zu Brüdern und Schwestern.“ Wichtig wäre es, diesen Geist der Geschwisterlichkeit in den Gemeinden wieder zu entfachen. „Und wie schön und wie wohltuend wäre für das Miteinander unserer Gesellschaft wäre es, wenn wir uns nur manchmal mehr als Brüder und Schwestern sehen würden, als Konkurrenten um Vorteile und Wahrheiten“, unterstrich er. „Wie schön wäre es, wenn wir einfach den Heiligen Geist machen ließen.“ Wenn die Menschen mit seiner Hilfe Böses mit Gutem vergelten könnten, auf Provokation mit Sanftmut antworten, auf Bosheit mit Güte, auf Lärm mit Stille, auf Hektik mit Zeit, auf Geschwätz mit Gebet, auf den Pessimismus unserer Tage mit einem Lächeln. „Das würde unsere Gemeinschaft erneuern und stärken.“

Wie wichtig Gemeinschaft sei, das erlebe man auch immer wieder in Vereinen. „Der Vorstand, Herr Sußbauer, hat mir erzählt wie viele von Ihnen an der Verwirklichung dieses großen Projekts beteiligt waren“, sagte er. „Auch davon lebt Gemeinschaft. Dass viele für ein gemeinsames Ziel eintreten, Zeit, Herzblut investieren; nicht, weil man selber etwas davon hat, sondern weil es der Gemeinschaft nutzt.“ Jeder bringt seine Talente ein, und am Ende steht das gemeinsam Geschaffene, auf das man stolz sei, und das einem im Idealfall auch noch die Gemeinschaft gestärkt hat. „Beten wir heute am Pfingstmontag, meine lieben Schwestern und Brüder, in der Gemeinschaft um das Leben des Heiligen Geistes – für jeden einzelnen von uns, aber auch für uns alle als Teil der Kirche“, unterstrich er. „Denn ohne den Geist kein Leben.“ Ohne den Geist bleibe Jesus eine Figur der Vergangenheit, mit ihm begleite er das Leben, ohne ihn sei die Heilige Schrift toter Buchstabe, mit ihm Gottes Wort und Leben. „Eine Kirche ohne den Heiligen Geist ist freudloser Moralismus; mit dem Heiligen Geist ist sie Gemeinschaft, Familie und Leben.“

„Ein Vereinsheim ist das Kraftzentrum eines Sportklubs“, hob der Vorsitzende des TSV Pilsting Franz Xaver Sußbauer hervor. „Das neue Vereinsheim war ein lang ersehnter Wunsch des TSV Pilsting.“ Er schilderte das Geschehen, rund um die Entstehung des neuen TSV Vereinsheims: Die Umkleidekabinen sind Anfang der 70er-Jahr gebaut worden, nach über 50 Jahren sind diese natürlich nicht mehr zeitgemäß gewesen – ebenso wie der 90 Jahre alte Bau des alten TSV-Vereinsheim: „für den TSV Segen und Fluch zugleich“, unterstrich er. Die Gemeinde unter Altbürgermeister Josef Hopfensperger kaufte die alte TSV-Turnhalle, ein Glücksfall für den TSV Pilsting – der konnte damit mit der Planung und Finanzierung des neuen Vereinsheims beginnen. Nach der Gründung des Bauausschuss mit Schriftführer Josef Alt an der Spitze ging es an den Finanzierungsplan, der in den Händen von Martin Gabler lag, während sich Josef Niedermeier mit den BLSV-Zuschüssen beschäftigte. Vor dem eigentlichen Bau mussten unter anderem Stromkabel verlegt, Flutlichtmasten versetzt und erneuert werden, darum kümmerte sich der 3. Vorstand Markus Bachner. Josef Alt verhandelte hartnäckig im Sinne des TSV die Angebote nach, am Rosenmontag 2019 war schließlich Baubeginn. „Alles lief nach Plan“, sagte Sußbauer, „alle Handwerksfirmen waren zuverlässig und am 17. Mai 2019 war Richtfest, das natürlich gefeiert wurde.“ Bis zum Pfingstvolksfest 2019 war der Rohbau fertig, danach ging es für Thomas Franz an die Elektro-Installation, Hans Günzkofer und Ludwig Obermeier kümmerten sich um die Installation von Wasser und Lüftung. „Es ging wirklich Zug um Zug zur Fertigstellung und Bauleiter Bepp Alt konnte mit dem vorankommen zufrieden sein“, sagte er. Im Spätherbst ging es ans Pflastern, mit Fachmann Harry Schott und der AH-Mannschaft als tatkräftige Helfer konnten die Einfassungen und die Terrasse in nur einem Tag erledigt werden. „Das Ziel, die Turnhalle Ende März 2020 zu verlassen uns ins neue Heim zu ziehen schien zu gelingen“, sagte Sußbauer. „Beim Bau waren zirka 100 Helfer mit etwa 3.000 Arbeitsstunden im Einsatz“, unterstrich er. „Sie stellten ihre Arbeitskraft, Wissen und Können wenn nötig auch ihr Werkzeug und ihre Maschinen zur Verfügung.“ Die Spendenaktion des TSV Pilsting lief gut, das Ergebnis unter Koordinator Tobias Santner sei überragend gewesen, sagte er. „Gott sei’s gedankt: wir haben den Bau unfallfrei überstanden.“ Das Gemeinschaftsprojekt war soweit fertig, am 14. März 2020 wollte man sich mit einem zünftigen Starkbierfest von der alten TSV-Turnhalle verabschieden – aber es kam anders. „Corona veränderte die ganze Welt, nicht nur das Vereinsleben des TSV Pilsting, sondern unsere Gesellschaft“, sagte er.

Text und Bilder: S. Melis