Ökosoziale Initiative der Pfarreiengemeinschaft

 

Gott hat uns allen ein wunderbares Zuhause gegeben. Er hat uns seine Schöpfung anvertraut, gleichsam als „gemeinsames Haus“ (Papst Franziskus) der Menschheit. Diesem Vertrauen in uns entspringt aber auch der Auftrag, die Schöpfung zu bewahren. Zum einen gebietet das der Respekt vor Gott, der alles so wunderbar geschaffen hat; zum anderen ist es die Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen, die uns dazu drängt, sorgsam mit allem Geschaffenen umzugehen. Zurecht fordern die jungen Menschen ein neues ökologisches Bewusstsein, damit auch sie eine gute Zukunft haben. Was wir unseren Kindern und Enkelkindern als ökologisches Erbe hinterlassen, entscheidet sich jetzt.

Die Schöpfung zu bewahren ist eine Aufgabe der gesamten Menschheitsfamilie. Die Verantwortung, die wir haben, ist nicht zu leugnen, auf andere abzuschieben und auch nicht auf später zu verschieben; sie ist allen Menschen gleichermaßen gegeben, egal welchen Erdteil sie bewohnen, welcher Religion sie angehören oder welche politische Auffassung sie vertreten. Keiner, der diese Erde bewohnt und ihre Ressourcen nutzt, kann sich dem Anspruch verschließen, zu handeln, wenn unser Planet ächzt unter den Verletzungen, die ihm Tag für Tag durch den Menschen zugefügt werden. Der Mensch, als einziges vernunftbegabtes Geschöpf, macht sich schuldig, wenn er die Schöpfung ausbeutet, den Planeten plündert, die Lebensgrundlagen zerstört und auf Kosten des „gemeinsamen Hauses“ lebt. Deshalb bedarf es auch aus christlicher Sicht einer ökosozialen Perspektive. Die Bewahrung der Schöpfung ist darüber hinaus auch eine Frage der Kultur. Sie steht der absurden Idee eines grenzlosen Wachstums gegenüber. Darf der Mensch tatsächlich alles, was er kann? Oder: Wann haben Mensch und Natur aufgehört sich einander freundschaftlich die Hand zu reichen?

Ökologie im Sinne eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Schöp­fung, insbesondere der Schutz des Klimas, der Umwelt, der Natur mit Flora und Fauna ist zum Beginn der 2020er Jahre längst kein Nischen­thema mehr, das man als linksideologisch abtun und milde belächeln könnte. Es ist das zentrale Thema, mit dem wir uns in den nächsten Jahrzehnten als Gesellschaft intensiv beschäftigen müssen, weil es in exis­tentieller Weise um unsere Zukunft geht.

Das Problem, dass vor allem die Industrie- und Schwellenländer der Schöpfung großen Schaden zufügen, die irreparablen Folgen erkennen und dennoch aus Gründen des Profits wissentlich auf diesem gefährlichen Weg weiter gehen, offenbart die Verwobenheit der ökologischen Frage mit der sozialen und ethischen.

Papst Franziskus hat diese Zusammenhänge in seiner Enzyklika „Laudato si“ im Jahr 2015 in einem umfassenden Sinn dargestellt und theologisch begründet.

Der Mensch ist Teil der Schöpfung. Er steht ihr nicht gegenüber. Auch die Kirche, als Gemeinschaft der Glaubenden, lebt inmitten der Welt von heute.

Deshalb muss es auch ein dringendes Anliegen der Kirche sein, sich für die Bewahrung der Schöpfung im besonderen Maße einzusetzen. Dabei geht es nicht um die Verantwortung einer Institution, sondern um das konkrete Handeln all derer, die vor Ort (im öffentlichen Leben wie im privaten Alltag) die Gelegenheit haben, ihren Lebensstil vor dem Hintergrund der Schöpfungsverantwortung zu über­denken. Die Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Großköllnbach wird daher eine ökosoziale Initiative starten, bei der zum einen die einzelnen Handlungsfelder im kirchlichen Bereich auf ihre ökologische Nachhaltigkeit hin überprüft werden; bei der aber auch zum anderen alle Mitbürger/innen (egal welcher Konfession oder Religion sie angehören) eingeladen sind, persönlich oder in Vereinen und Organisationen in der Sorge um das „gemeinsame Haus“ mitzuhelfen. Egal wie klein die Maßnahmen auch sind, alles hat eine Wirkung. In den kommenden Ausgaben des Pfarrbriefs möchten wir auf einige Beispiele hinweisen, wie Sie sich konkret an der Initiative beteiligen können. Sie können sich auch gerne auf unserer Homepage informieren. Jeder kann etwas beitragen – anders als bei vielen politischen Konzepten, wo man sich Ökologie leider erst leisten können muss.

Mir liegt daran zu betonen, dass die ökosoziale Initiative der Pfarreiengemeinschaft kein „aktionistisches Reiten auf der grünen Welle“ ist. Unser Anliegen steht in keinem Bezug zu politischen Parteien. Im Gegenteil: Ich bin davon überzeugt, dass wir die Sorge um die Schöpfung nicht allein der Politik und Interessensverbänden überlassen sollten, sondern – wie erwähnt – als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachten. Keiner, der meint die Themen Klima-, Natur- und Umweltschutz für sich reklamieren zu können, wird ohne das Mittun der gesamten Gesellschaft und ohne Entwicklung eines sozialverträglichen ökologischen Umbaus Erfolg haben.

Das christliche Welt- und Menschenbild kann mit Antworten und Ideen zur ökologischen, sozialen und ethischen Frage beitragen. Deshalb wähle ich im Zusammenhang mit unserer Initiative bewusst den Begriff „Schöpfung“, um den Gegenstand unserer Bemühungen um Klima-, Natur- und Tierschutz zu bezeichnen.

Eine wesentliche Aussage unseres Glaubens ist es, dass unser Herr Jesus Christus die ganze von Gott geliebte Schöpfung erlöst hat. In das gemeinsame Ziel der Herrlichkeit Gottes ist durch die Auferstehung die gesamte Schöpfung mithineingenommen.

Diese Liebe in uns tragend sind wir zu einer ökologischen Haltung durch unseren Glauben gerufen.

Der Schlüssel zu einer guten Zukunft ist die Liebe zur Schöpfung und der liebevolle Umgang miteinander und mit der Welt.

Ich möchte an Sie alle die Einladung aussprechen, diesen Schlüssel zu ergreifen und aktiv an der Sanierung unseres „gemeinsamen Hauses“, der Schöpfung, mitzuwirken. Hier. Jetzt. Fangen wir ohne Umschweife bei uns an. Vor unseren Haustüren liegt einer der besten Gründe, sich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen und ökologisch zu handeln: unsere wunderschöne niederbayerische Heimat mit ihrer überreichen Fülle an Schönheiten der Natur – ein wunderbares Zuhause, das Gott uns geschenkt hat.

Pfarrer Jürgen Josef Eckl