„Vor allem ist es die Aufgabe eines Christen, die Schöpfung zu bewahren, die Gott uns vertrauensvoll in die Hände gelegt hat – voller Liebe.“
 
Am Sonntag hat der sogenannte „Schöpfungssonn tag“ stattgefunden, eine weltweite ökumenische Initiative, um die Schöpfung in den Mittelpunkt zu stellen und die Dringlichkeit zu erkennen, diese Schöpfung zu bewahren und zu heilen. „Heilung braucht es“, sagte Pfarrer Jürgen Josef Eckl, „denn Tag für Tag fügen wir unserem gemeinsamen Haus, der Erde, enormen Schaden zu. Tag für Tag, ohne dass es in den Nach richten gemeldet wird oder wir es überhaupt wahr nehmen.“ Die Erde werde von Tag für Tag geplündert, verletzt, krank gemacht, sagte er, und wehre sich verzweifelt dagegen. „Und wir sehen zu“, unterstrich er, bei Überflutungen, den Waldbränden, den Hitzeperioden, der zunehmenden Verwüstung, dem Aussterben von ganzen Arten von Tieren und Pflanzen. „Deshalb, liebe Schwestern und Brüder, braucht es dringend ein Umdenken, mit dem eine ökologische Erziehung und eine ökologische Spiritualität einhergehen.“ Im Anschluss an den Gottesdienst hatte Pfarrer Jürgen Josef Eckl zur Segnung der (Haus-)Tiere vor die Sakristei geladen.

150 Millionen Tonnen Treibhausgase
Die Dringlichkeit, mit der eigentlich gehandelt werden müsste, unterstrichen auch die Kyrie-Rufe der Firmlinge. „Wie an jedem Tag, so auch heute, rotten wir 150 Tier- und Pflanzenarten ein für alle Mal aus“, unterstrichen sie. Damit sorgt die Menschheit dafür, dass das Artensterben tausendmal schneller stattfindet als in der Vergangenheit. „Wie an jedem Tag, so auch heute, schaffen wir 30 000 Hektar Wüste zusätzlich“, hieß es. Die Menschen verwüsten den Planeten im wahrsten Sinne des Wortes. „Wie an jedem Tag, so auch heute, blasen wir 150 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Luft“, war der letzte Kyrie-Ruf, „wir verbrennen an einem einzigen Tag, was die Natur in einer Million Tagen an Kohle, Gas und Erdöl angesammelt hat.“

Unser gemeinsames Haus
Der Heilige Franz von Assisi erinnere in seinem Lobgesang: „Dass unser gemeinsames Haus, unser Planet Erde, wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt“, betonte Pfarrer Eckl bei seiner Predigt. Bei bewusstem Hinsehen bietet die Erde einen unglaublichen Reichtum, eine faszinierende Vielfalt und eine unglaubliche Freigiebigkeit. „Wir können und dürfen voller Freude staunen über dieses wunderbare Zuhause, das Gott uns geschenkt hat“, sagte er und fügte hinzu, „aber es soll ein respektvolles Genießen sein.“

“Plündern wie Räuber“
In der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Macht euch die Erde untertan.“ Diesen Satz aus der Schöpfungsgeschichte hätten die Menschen viel zu lange missverstanden. „Denn er bedeutet nicht, sich respektlos gegenüber der Schöpfung zu verhalten, sie zu plündern wie ein Räuber, sie auszunutzen und zu beschmutzen“, sagte er. „Aber genau das machen wir.“ Die Menschen zerstören unser gemeinsames Haus aus Profitgier und Rücksichtslosigkeit. „Wir Menschen, als einzige Wesen mit Vernunft – nur wir Menschen können über uns unser Handeln nachdenken – sind als Abbild Gottes dazu geschaffen, die Schöpfung zu bewahren, sie zu hüten und zu schützen.“ Dabei geht es beim Schutz der Natur auch immer um den Schutz des Menschen vor einer Selbstzerstörung. „Wir sägen nämlich seit Jahrzehnten an dem Ast, auf dem wir selber sitzen.“
(Text und Fotos: S. Melis / C. Melis)