Ein besonderer Festtag war am Freitag für das „Haus für Kinder – Santa Maria“ – der Kindergarten feierte sein 50-jähriges Bestehen. Doch die Basis des Kindergartens ist noch viele Jahre älter, wie Dekan Jürgen Josef Eckl erzählte: Vor 150 Jahre, am 1. Juli 1872, wurde der erste katholische Kindergarten in Pilsting eröffnet. Besonders freue es ihn, dass sich Bischof Rudolf Voderholzer Zeit genommen hatte persönlich zu kommen, um die neu gestalteten Außenanlagen zu segnen. „Es zeigt, wie wichtig Ihnen die kirchlichen Kindergärten als gesellschaftliche Größe, aber auch als Ort der Verkündigung sind“, unterstrich er. Mit weiß-gelben schwenkenden Fähnchen begrüßten die Vorschulkinder den besonderen Gast: Bischof Rudolf Voderholzer freute sich sichtlich über den frohen Empfang durch die Kleinen, die auch den Festakt mit Liedern umrahmten.

Umrahmt wurde der Festakt mit Liedern der Vorschulkinder. Bischof Rudolf Voderholzer betonte, dass Jesus gegenüber den Erwachsenen die Kinder als vorbildlich ans Herz legt und das Kind-Sein sogar zur Bedingung macht für das Eingehen in das Reich Gottes.

128 Kinder – 26 Mitarbeitende
„Wenn eine Kindertagestätte 50 Jahre wird, dann sind die 100.000 Situationen mit Kinderlachen, manchmal auch mit Tränen“, sagte Mareike Bogner, Leiterin des „Haus für Kinder“, „tausende große und kleine Sternstunden und fünf Jahrzehnte voller Beständigkeit und doch stetigen Veränderungen.“ Vor 50 Jahre waren es die Armen Schulschwestern, die die damals drei Gruppen mit jeweils zwei Ordensschwestern betreut haben. Erst nach und nach mischte sich das Team aus Ordensschwestern mit Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen. Ende der 90ziger Jahre übernahm eine weltliche Leitung den Kindergarten und damit ging eine Ära der armen Schulschwestern in Pilsting zu Ende. „Auch die Aufgabe unserer Einrichtung als Bildungs- und Betreuungsstätte veränderte sich“, sagte sie. 128 Kinder, davon zehn Kinder mit erhöhtem Förderbedarf werden derzeit von 26 pädagogischen und qualifizierten Mitarbeitenden im Haus betreut.

Für die Zukunft wünsche sich die Leiterin Mareike Bogner, dass die Gesellschaft die Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung nicht aus den Augen verliert, unterstrich sie. „Dass nicht nur Effizienz und Quantität das Maß der Dinge sind, sondern die Qualität der pädagogischen Arbeit ein Anspruch aller bleibt.“

Im Fokus, trotz schlechtem Wetter, stand auch die neu gestaltete Außenanlage der Kindertagestätte. „Es war uns wichtig in Zusammenarbeit mit dem Träger, den Kindern mit der neuen Außenanlage viele Möglichkeiten zum Entdecken und einen Platz für viele Erfahrungen zu schaffen“, unterstrich Mareike Bogner. Die Neugestaltung der Außenanlage, unterstrich Dekan Jürgen Josef Eckl, habe „die Geduld aller sehr strapaziert.“ Noch vor einem Jahr sah die Fläche, deren Spielgeräte unbespielbar waren, „unterirdisch“ aus, wie er unterstrich. Im Herbst 2021 nahm der Träger die Sanierung in Eigenregie in die Hand. Aus dem Garten wurde „kein Kunstwerk“, wie er sagte, sondern bewusst ein praktischer Garten orientiert am täglichen Bedarf der Kinder.

Seit vielen Jahrzehnten prägend
Der kirchliche Kindergarten in der Mitte der Marktgemeinde präge seit vielen Jahrzehnten die jungen Pilstinger. „Es sind mittlerweile Generationen, die zunächst durch die Armen Schulschwestern, dann durch weltliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeleitet, die ersten Schritte ins Leben getan haben und tun“, sagte Dekan Jürgen Josef Eckl, „die spielerisch und pädagogisch fundiert auf die Schule vorbereitet werden.“ Das bestätigte Bürgermeister Martin Hiergeist, der selbst eines der Kindergartenkinder war. „Ich kann mich noch gut dran erinnern“, verriet er den Gästen, „vor 45 Jahre, mit drei Jahren, bin ich das erste Mal äußerst skeptisch mit meiner Mama herein spaziert.“ Mit blauer Cordhose und orangem Kindergartentäschchen absolvierte der spätere Bürgermeister seinen ersten Kindergartentag im „Haus für Kinder“ und lernte die „Fräuleins“ keinen, damals noch unter anderem die Schwestern Elisabeth, Dagmar oder Roswitha. „Ich habe damals meine Fräuleins geliebt und nichts über sie gekommen lassen“, unterstrich er. Über drei Jahre hinweg hatte er eine herrliche, unbeschwerte Kindheit, erzählte er, und er könne sich heute noch an die Gitarrenklänge und den Gesang im Haus erinnern. 1980 wurde er in die Schule entlassen, äußerst traurig sei er damals gewesen, unterstrich er. „Heute, nach fast 50 Jahren, stehe ich nun hier und darf als Bürgermeister unserer Gemeinde im Beisein des Bischofs von Regensburg ein Grußwort an euch richten“, sagte er, „das hätte ich mir niemals gedacht.“

In 50 Jahren habe sich gesellschaftlich viel verändert, stellte Dekan Eckl fest, auch der Kindergarten habe sich immer wieder erneuert: mit der Generalsanierung 2003/04, dem Neubau der Krippe 2014/15, und dennoch hatte der Kindergarten 2020/21 eine „überdimensionale Größe“ erreicht, als zusätzlich drei Container-Gruppen notwendig wurden. „Zeitweise wurden in unseren beiden Häusern 250 Kinder betreut, die Mitarbeiterzahl war auf 45 angewachsen“, erzählte er. Es sei eine große Herausforderung für alle Beteiligten gewesen und erst die Eröffnung der kommunalen KiTa „Haus der kleinen Frösche“ entlastete deutlich. Corona war dann eine „mittlere Katastrophe“ für die Kindertageseinrichtung. „Der Natur der Sache war es geschuldet, dass man völlig unvorbereitet in diese Krise ging“, sagte er. So gut es ging wurden die tagesaktuellen Anweisungen der Staatsregierung und des Landkreises befolgt, manchmal war der Betrieb eingeschränkt und wurde sogar eingestellt. „Rückblickend wundere ich mich manchmal wie das überhaupt ging bei allen Einschränkungen und Auflagen“, sagte er, „nicht zuletzt angesichts der Unsicherheit, die ja jeder auch aus der persönlichen, familiären Situation heraus mit brachte.“ Der Dank für die Bewältigung der Krise galt seinen Mitarbeitenden in der Kindertagesstätte, die auch im Alltag „mit großen Engagement und Liebe zu Beruf Tag für Tag da sind, um einen enorm wichtigen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.“

Pfarrgemeinderatssprecher Werner Petschko wusste, dass es der vierte Besuch von Bischof Rudolf Voderholzer in der Pfarreiengemeinschaft war und erinnerte daran, dass der Palmesel im Dom zu Regensburg ein Großköllnbacher Original ist – geschnitzt von Kunstschnitzer Hans Störringer. Auch er betonte die Bedeutung des Kindergartens als Ort der Verkündigung.

Kinder als Vorbild
Bischof Rudolf Voderholzer verwies auf die enorme Bedeutung der Segnung der Kinder aus dem Evangelium nach Markus 10, 13-16. „Jesus hat in vielfacher Weise Neues gebracht und insbesondere einen neuen Blick auf das Kind-Sein“, betonte Bischof Rudolf Voderholzer. Kinder wurden, auch noch lange über das Christentum hinaus, als „noch nicht Erwachsene“ betrachtet. Doch Jesus hat dem Kind-Sein eine ganz eigene Würde, eine ganz eigene Qualität zugesprochen. „Das gipfelt in dem Satz an die Erwachsenen: wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Reich Gottes gelangen.“ Normalerweise werde den Kindern gesagt: wenn ihr nicht werdet wie die Erwachsenen, wenn ihr nicht groß und stark werdet, „dann wird nix aus euch“, sagte er. „Jesus dreht das um!“ Doch was heiße dieses Kind-Sein als Vorbild für die Erwachsenen: „Manche meinen, wenn ihr nicht werdet wie die Kindsköpfe, dann könnt ihr in der Kirche keinen Platz haben – das heißt es nicht!“, stellte er klar, „es gibt einen Unterschied zwischen kindisch und kindlich!“ Jesus spreche von der Kindlichkeit. „Was ist dieses Kindlich-sein, das Jesus den Erwachsenen als vorbildlich ans Herz legt, ja sogar zur Bedingung macht für das Eingehen in das Reich Gottes?“ Dazu gebe es mehrere Deutungen, sagte er. Drei nannte er.

„Kinder, das sind die Menschen, die noch Staunen können, die sich noch freuen können über so Kleinigkeiten wie, dass sich in einem kleinen Wassertropfen die Sonne spiegelt oder über einen Käfer – über ganz alltägliches und kleines.“ Es sei eine der Lektionen für die Erwachsenen. „Lernen wir von den Kindern!“, forderte er, „immer mal wieder Staunen und sich auch freuen, dass es uns überhaupt gibt und die Welt so wunderbar ausgerichtet ist.“ Möglicherweise sei auch das Aufschauen der Kinder eine andere Bedeutung: „Es fällt euch kein Zacken aus der Krone, ihr Erwachsenen, wenn ihr euch eurem himmlischen Vater anvertraut, wenn ihr euch dem himmlischen Vater gegenüber als Kinder Gottes versteht.“ Dieses Aufschauen mache einen nicht klein, entwürdige einen nicht, sondern „ermöglicht mir überhaupt meine Freiheit und mein Leben.“ Und Kinder lassen sich auch gerne Beschäftigen. Er wandte sich an die Kinder: „Ihr wisst bestimmt genau wann wieder Weihnachten ist“, sagte er und bekam große, leuchtende Kinderaugen als Antwort und zaghafte, aber deutliche „Jaaa“ entgegen. „Wenn man erwachsen wird, dann wird das mit dem Schenken auch ein bisschen schwieriger“, erklärte er den Kindern, „da muss man sich für ein Geschenk revanchieren.“ Da lässt man sich nichts schenken – nicht von jedem. „Kinder wissen, dass es das Wichtigste im Leben sowieso nur als Geschenk gibt“, unterstrich er, „theologisch spricht man von Gnade.“ Kind-Sein heißt auch im Bezug auf Gott, dass man nur als Beschenkte wirklich leben kann. „Dass es die Wichtigsten Dinge im Leben nicht zuhauf gibt; die kann man nicht versichern und es gibt keine Garantie; die wichtigsten Dinge gibt es nur aus Gnade.“ Die Kinder zeigen den Erwachsenen immer wieder, dass man sich auf und über ein solches Geschenk einfach freuen darf und, dass man das gerne annimmt. „Und nicht auf Revanche sinnt, um wieder quitt zu sein.“

(Text und Fotos: S. Melis)