Am Volkstrauertag der Opfer von Kriegen gedacht

 

Am Wochenende haben die Gedenkveranstaltungen anlässlich des Volkstrauertages stattgefunden. Zahlreiche Vereine mit ihren Abordnungen und Fahnen, Bürgermeister Josef Hopfensperger und sein Stellvertreter Martin Hiergeist sowie viele Marktgemeinderäte gedachten den Opfern von Krieg und Gewalt. Am Samstag versammelten sich in Pilsting unter anderem Abordnungen der Pilstinger Krieger- und Soldatenkameradschaft, der Reservisten-Kameradschaft, des kath. Männerverein sowie der Wehren Pilsting und Harburg zur Gedenkveranstaltung, am Sonntag gedachten die KSK und RK Pilsting sowie die Wehr Waibling/Parnkofen in Parnkofen Opfern von Gewalt und Krieg. Ebenfalls am Sonntag trafen sich unter anderem die Großköllnbacher Abordnungen von Reservisten-Kameradschaft, des kath. Männerverein, der Feuerwehr und des Frauenbundes am Krieger-Denkmal vor der St. Georgskirche zur Gedenkveranstaltung.

Den Zügen voran ging in Parnkofen und Pilsting die Kapelle Grünbeck und in Großköllnbach der Musikverein Großköllnbach, die die Gottesdienste musikalisch umrahmten. Zelebriert wurden die Gottesdienste in Pilsting und Großköllnbach von Pfarrer Jürgen Josef Eckl und in Parnkofen von Pfarrvikar Pater Anish Jacob.

Pfarrer Jürgen Josef Eckl erinnerte in seiner Predigt an den Ersten Weltkrieg, die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts, vor 100 endete dieser. „Zweifellos eine Zeit des grundlegenden Umbruchs“, sagte er. Das Kirchenjahr kennt keinen Volkstrauertag und kein Jahr 1918, sagte er. „Und doch können die Schriftlesungen nicht besser passen für das, was heute in der Mitte unseres Gedenkens und Erinnerns steht“, betonte er und zitierte aus dem Evangelium nach Lukas: „Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden. Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere.“

Was im Evangelium beschrieben ist, ist die Erfahrung ganzer Völker und einzelne Schicksale, die die Hoffnung vieler Menschen zunichte machte, sagte er. „Der Krieg offenbart, wozu der Mensch in seinen Abgründen fähig ist“, fügte Pfarrer Eckl hinzu. „Krieg ist die Kapitulation des Menschen vor dem Bösen.“ Große Kriege hatte es nicht nur dann gegeben, wenn die Menschen mit sich, sondern wenn sie auch mit Gott am Ende waren. Krieg komme dann, wenn die Menschen Gott aus ihrem Leben verdrängt und ihn vergessen haben, wenn Machtstreben, Personenkult und übersteigerter Nationalismus an die Stelle Gottes tritt. Der letzte Krieg auf deutschem Boden liegt nur 73 Jahre zurück. Seine Millionen Toten, die Verbrechen an Millionen Menschen jüdischen Glaubens, „das muss uns jeden Tag aufs Neue einschärfen – das darf es nie wieder geben.“ 1939 begann der Krieg, doch die Verblendung des Volkes habe früher begonnen, betonte Pfarrer Eckl und zitierte erneut aus dem Lukas-Eangelium, in dem die Jünger Jesus fragten, wann die Zeit der Zerstörung kommt, an welchen Zeichen man sie erkennt: „Gebt acht, dass man euch nicht irreführt!“, zitierte er, „lauft ihnen nicht nach!“ Und fügte hinzu: „Diese Warnung gilt auch bis heute, laufen wir nicht denen nach, die aus der Geschichte nichts gelernt haben.“

Bürgermeister Josef Hopfensperger und sein Stellvertreter Martin Hiergeist gingen auf die Bedeutung der Gedenkfeierlichkeiten ein: „Der Volkstrauertag erinnert an dunkelste Zeiten unserer Geschichte, an die beiden Weltkriege und an die Gewaltherrschaft“, sagten sie. „Er erinnert an immense Verluste, an ein Leid und an ein Grauen, für das es im Grunde keine Worte gibt.“ Jeder Name auf den Gedenksteinen sei ein Schicksal. Kriege und Gewaltherrschaft sind menschenverachtend, fügten sie hinzu, sie bringen Leid und Zerstörung, sie hinterlassen Schmerzen und Wunden, die allenfalls oberflächlich heilen. Sie betonten, dass es nicht selbstverständlich sei in Frieden und Freiheit leben zu dürfen. Dass auch ein friedliches Miteinander möglich ist, zeige das Europa von heute.

„Deutschland und seine Nachbarn haben aus den Katastrophen der beiden Weltkriege gelernt“, hoben sie hervor: „Aus Feinde sind Freunde geworden, das gibt Hoffnung auf Frieden und Versöhnung.“ Josef Salzberger verwies in Großköllnbach auf die Friedenszeit in Deutschland, die mittlerweile 73 Jahre andauert. „Es macht mir Sorgen, dass jetzt und hier in unserer Welt wieder Menschen mit nationalistischen Ambitionen uns in eine ungewisse Zeit hinein manövrieren wollen“, sagte er. Auf dem Kriegerdenkmal steht: Unseren Helden. „Helden wollten sie alle nicht sein“, sagte Salzberger. „Sie wollten genauso wie wir in Frieden Familien gründen“, fügte er hinzu. „Sie wollen uns darauf aufmerksam machen, dass der Friede nicht umsonst zu haben ist.“ In Pilsting und Parnkofen betonte Max Scheuerer, Vorsitzender der KSK Pilsting: „Das unfassbare Leid, das Krieg und Gewalt über die Menschen brachte und auch heute noch bringt, muss Mahnung und ständiger Aufruf bleiben, die Kriegsursachen zu beseitigen und Frieden zu stiften.“

(Text und Foto: Melis)
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