Besuch beim Bischof – Pilstinger Krippenweg

 

„Wir lassen Weihnachten nicht ausfallen; wir lassen uns was einfallen.“ Dieses von Bischof Rudolf Voderholzer ausgegebene Motto bekräftigt Pfarrer Jürgen Josef Eckl noch einmal. Auch in diesem, sonst so turbulenten Jahr, das so viele Menschen verunsichert, wird es Weihnachten. Die Adventszeit wird anders als gewohnt – keine Adventsfeiern in großen Kreisen, keine Adventsmärkte. So bitter das für viele sein mag, die Einschränkungen der Pandemie bietet auch die Chance, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Pfarrer Jürgen Josef Eckl arbeitet in diesem Jahr mit seinen Mitarbeitern und dem Pfarrgemeinderat daran, dass in der Pfarreiengemeinschaft dennoch zu spüren ist: Es wird Weihnachten. Eine dieser Aktionen ist der Krippenweg nach dem Vorbild in der Region Regensburg – und doch ein bisschen anders. Am Sonntag, 29. November, wird der Krippenweg am Rathausplatz in Pilsting eröffnet.

Zur Vorbereitung des Krippenweges führte einer der Wege Pfarrer Jürgen Josef Eckl nach Regensburg, zu einem passionierten Krippensammler: Bischof Rudolf Voderholzer. Seine Sammlung umfasst Krippen aus aller Welt und in allen Formen und Größen, die er seinen interessierten Besuchern zeigte und im Detail erklärte. Zudem war man auf „Motivsuche“ für den Hausaltar, den Pfarrer Jürgen Josef Eckl in diesem Jahr für die Gläubigen erstellt – ein Adventskalender der neu – und anders ist – wie so vieles in diesem Jahr.

Motive gab es genug: von bunten „Schopkis“, polnischen Krippen in Krakauer Tradition, die mit buntem Stanniol ihre Farbenpracht bekommen, filigran geschnitzten Figuren hinter Glas aus dem 18. Jahrhundert von Propst August Alois (Sterzing in Südtirol) bis hin zu zeitgenössisch gestalteten Krippen, wie der aus Auerkalk gefertigten Krippe von Andrea Prucker aus Regensburg, die im Innenhof ihren Platz hat. Jede Krippe hat ihre Besonderheit, beispielsweise die Sizilianische Krippe (Raimondo S. Sizilien 1992-95, Terracotta und Draht), deren Figuren von dem schweren Leben der Hirten, Bauern und Musikanten erzählen – sie zeigen die Realität in vergrämten Gesichtern, gebeugten Rücken und ärmlicher Kleidung. Doch die Augen der Menschen richten sich dennoch voller Staunen auf das Wunder in der Krippe. Eine andere Krippe, eine sizilianische, zeigt eine eher ungewöhnlichen Figur, die am Geschehen beteiligt ist: Johann Wolfgang von Goethe. „Der Aufbau geht zurück auf eine Beschreibung von Johann Wolfgang von Goethe von einer seiner Reisen“, erklärte Bischof Voderholzer. Darin beschrieb er, dass die Neapolitaner ihre Krippen auf den Dächern aufbauen. Die Krippe zeigt eine Dachlandschaft in Neapel, dahinter ist der Vesuv angedeutet – und dabei ist Goethe, als Beobachter.


Seine Sammlung beinhaltet Krippen aus 45 Materialien, erzählte er: Glas, Stein, Bananenstroh, Keramik, alle möglichen Formen von Holz – es gibt nichts, aus der keine Krippe irgendwann und irgendwo entstanden ist. Jedes Zimmer, jede Ecke bot eine neue Krippe – einen neuen Stil, eine neue Interpretation der Darstellungen der Menschwerdung Gottes.

Auch räumte Bischof Voderholzer mit einem oft verbreiteten Irrtum auf: nicht der Heilige Franziskus ist der „Erfinder“ der Krippen. Die ersten Krippen wurden Mitte des 16. Jahrhunderts von den Jesuiten aufgebaut, die erste Erwähnung stammt aus Prag. Jede der Krippen ist besonders, auch die „große“ Neapolitanische Krippe, die den Zusatz ‘groß’ redlich verdient hat: eine vorübergehende Leihgabe aus dem Fundus des im letzten Jahr verstorbenen Architekt Josef Naumann aus Regensburg mit wundervoll lebensnahen Figuren, die das sizilianische ‘vita vivace’ Neapels zeigt: Szenen von Straßenhändlern, die um ihre Ware feilschen, mitten im Trubel die Heiligen Drei Könige, und nicht zu übersehen: Benino, der berühmte schlafende Hirte, der von dem Wunder, das passiert, träumt.

In der Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Großköllnbach sind die Gläubigen ebenfalls eingeladen ihre Krippen zu zeigen bei den „Krippenwegen“ – und das kann jede Straße sein: ein Weg der Hoffnung und des Wartens auf das Weihnachtsfest. Jeder, der eine Krippe zu Hause hat, kann diese ab dem 1. Advent ins Fenster stellen, am Besten zur Straßenseite und, beispielsweise, mit LED-Kerzen beleuchtet. Und selbst wer keine Krippe hat, kann die „stade Zeit“ nutzen, um eine im Familienkreis zu basteln – mit ein bisschen Phantasie kann aus jedem Material eine wundervolle Krippe entstehen. Für die „Krippenwanderer“ würde es sich rentieren, wenn eine kleine Zeiteinordnung bei den ausgestellten Krippen dabei wäre: ein Zettel, vielleicht mit einer kleinen Beschreibung um den Ursprung der Krippe. Eine Anmeldung zum Krippenweg kann im Pfarrbüro erfolgen per Telefon zu den regulären Öffnungszeiten unter 09953/93020 oder per eMail unter info@pfarreiengemeinschaft-pilsting.de, ein kleiner „Krippenwegweiser“ soll in der Adventszeit den Weg entlang führen, der die verschiedenen Vorstellungen der Geburt Christi zeigt – ein Weg des Lichts in der dunklen Zeit.

 

Bericht und Bilder: S. Melis
Bild mit Bischof (Nr. 3): Bistum Regensburg

 

 

 

 

 

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