Die Pfarrei Großköllnbach hat am Wochenende ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert, zusammen dem 103. „Geburtstag“ der Kindertagesstätte „Sankt Josef“. Anlässlich der Jubiläen hatte am Samstagabend ein Festkonzert des Großköllnbacher Chores unter der Leitung von Thomas Eiserle zusammen mit der Musikkapelle Großköllnbach unter der Leitung von Wolfgang Del Toso stattgefunden und am folgenden Sonntag, zum Gedenktag des Heiligen Georg, des Patrons der Pfarrkirche Großköllnbach, die Festlichkeit selbst.

„Für eine durchschnittliche Pfarrei ist das noch kein hohes Alter“, sagte Weihbischof Dr. Josef Graf beim feierlichen Pontifikalgottesdienst, „100 Jahre ist für einen Menschen sehr alt, für eine Pfarrei nicht – fast ein Jugendalter und ein Jugendfest, könnte man sagen.“

Beim anschließenden Festakt sagte Dekan Jürgen Josef Eckl, Pfarradministrator von Großköllnbach: „Hier in Großköllnbach sind das gesellschaftliche und kirchliche Leben erfreulicherweise eng miteinander verbunden. Meine Bitte: Erhalten Sie sich diese Gemeinschaft.“

Bereits am Samstagabend wurden die Festlichkeiten mit dem Konzert mit den musikalischen Urgesteinen aus Großköllnbach eingeläutet. Die Musikkapelle intonierte mit der Ouvertüre aus der Feuerwerksmusik von Händel, spielte unter anderem den Triumphmarsch aus Verdis Aida und „I will follow him“ von Franck Purcel. Der Chor widmete sich Schuberts „Gott ist mein Hirt“, Beethovens „Hymne an die Nacht“ und als Solistin und zusammen mit dem Chor bewies Sopranistin Isabella Pany ihr Können bei Jenkins „Ave Verum“ aus „Stabat Mater“. Organist Thomas Eiserle widmete sich zudem Bachs 523. Präludium und Fuge D an der Orgel.

Am Sonntag zeigten sich die Festgäste regenresistent: Trotz des Wetters zogen die Festgäste nach der Musikkapelle Großköllnbach, darunter Fahnenabordnungen des katholischen Männervereins, der MMC, des katholischen Frauenbundes, der KLJB und der Feuerwehr Töding, abgesichert durch die Feuerwehr Großköllnbach, an der festlich geschmückten und beflaggten Straße entlang in die Pfarrkirche Sankt Georg. Hinter den Fahnenabordnungen der katholischen Vereine reihten sich die Gäste aus der Politik, darunter MdB Max Straubinger, MdL Dr. Petra Loibl, stellvertretende Landrätin Manuela Wälischmiller, Bürgermeister Martin Hiergeist und sein Stellvertreter Hans Weichselgartner, Staatsminister a. D. Erwin Huber, Altlandrat Heinrich Trapp, die Altbürgermeister Josef Maierhofer und Josef Hopfensperger sowie Kirchenverwaltung, Pfarrgemeinderat, Mitarbeiter der Pfarrei und Gläubige ein. Weihbischof Dr. Josef Graf zog nach einer ganzen Reihe Ministranten zusammen mit Dekan Jürgen Josef Eckl und Pfarrvikar Dr. Peter Chettaniyil in die Pfarrkirche ein.

„Im Vergleich zu anderen ist eine 100-jährige Pfarrei ein junger Spund“, sagte Dekan Jürgen Josef Eckl nach dem Pontifikalgottesdienst und dem Festzug zum Gasthaus Egerer zu Beginn der Festreden. Er ermutigte die Pfarrangehörigen, auch weiterhin zusammen zu halten. „Sie sind die prägenden Gesichter der Kirche Großköllnbach“, unterstrich er. Pfarrer und Pfarrvikar „kommen und gehen“, sagte er, „aber Sie bleiben.“ Die Zukunft werde, auch für die Pfarrei Großköllnbach, Herausforderungen mit sich bringen. „Das muss nicht immer was schlechtes sein, es kommt darauf an wie und ob wir gemeinsam diese Zukunft gestalten.“

Auch stellvertretende Landrätin Manuela Wälischmiller sagte: „Die Zeiten werden nicht einfacher.“ Sie ist auch Vorsitzende der KEB Dingolfing-Landau. Man spüre sehr deutlich, dass sich die Strukturen veränderten und wie sehr man Nachwuchs brauche in den verschiedenen Bereichen in der Kirche. „Das ist mir auch ein großes Anliegen.“ Bürgermeister Martin Hiergeist betonte: „Heute ist Großköllnbach ein wertvoller Teil unserer Marktgemeinde und der Pfarreiengemeinschaft.“ Die gute Zusammenarbeit zwischen politischer und kirchlicher Gemeinde sei sehr gut im Markt Pilsting, und auch sehr wichtig, wie er unterstrich. Für den Gesamtpfarrgemeinderat sprachen Werner Petschko und Rita Schmaderer.

Am Nachmittag fand der Festakt in der Kindertagesstätte Sankt Josef statt: „103 Jahre ist eine lange Zeit“, sagte die Leiterin der Kita, Brigitte Murr: „Wir sind sogar älter als die Pfarrei.“ Der Kindergarten gehöre „zum Ort dazu“, betonte Dekan Eckl. „Er hat Generationen von Großköllnbacherinnen und Großköllnbachern geprägt.“ 103 Jahre sei zwar ein bisschen ein krummes Jubiläum, doch die glatte 100 habe man wegen der Pandemie nicht feiern können. „Zunächst haben die Schwestern, später die Weltlichen, den Kindern die ersten Schritte ins Leben beigebracht“, betonte er, „spielerisch und pädagogisch fundiert auf die Schule vorbereitet.“ Landrat Werner Bumeder betonte: „103 Jahre ein kirchlicher Kindergarten, eine Betreuungseinrichtung in kirchlicher Hand, das ist schon was Besonderes, Großköllnbach war da vielen Orten, vielen anderen Gemeinden voraus.“ Meist feierten Kindergärten 30-jähriges Bestehen oder auch mal 50-jähriges, doch ein 100-jähriges Bestehen sei etwas sehr Seltenes. Bürgermeister Martin Hiergeist wusste: „Frühkindliche Bildung fördert die Entwicklung von Kindern, was heute ein vertrauter Gedanke ist, war im 19. Jahrhundert ein bahnbrechender Gedanke, der das Leben unzähliger Kinder bereichert hat.“ Der erste deutsche Kindergarten, erzählte er, wurde 1840 gestiftet.

„Wir haben einen sehr alten Kindergarten“, sagte Kirchenpfleger Florian Haslbeck, „die Innovationskraft der Großköllnbacher war also vor 103 Jahren schon ganz beachtlich.“ Noch drei Jahre vor der Pfarreienerrichtung wurde der Kindergarten Sankt Josef in Großköllnbach gegründet, dieser ging aus dem 1919 gegründeten Josefsverein hervor, der – wie Kirchenpfleger Florian Haslbeck zu erzählen wusste – zu dem Zweck gegründet worden sei, eine „Kinderbewahranstalt“ und Krankenfürsorgestelle unter der Leitung der Dillinger Franziskanerinnen in Großköllnbach zu installieren. „Kinderbewahranstalt – recht verstanden – heißt auch, liebe Kinder, dass ihr gut aufgehoben seid“, sagte Weihbischof Dr. Josef Graf. „Dass auf Kinder aufgepasst wird, dass ihnen nichts passiert.“ Er lobte die Kinder für ihr Singspiel und für ihr „Lichterkinder-Lied“ – eigentlich ein Sankt-Martinslied. Das sei aber passend gewesen, betonte er und stimmte Dekan Eckl zu, der meinte, es passe durchaus, schließlich sei Martin ein Bischof gewesen und Brigitte Murr betonte: „Teilen und Helfen passt immer, nicht nur an Sankt Martin.“

Bilder und Text: S. Melis