Am Gründonnerstag ist in der Pfarreiengemeinschaft der fünfte Tag der Karwoche beim Abendmahl des Herrn gefeiert und damit das dreitägige Gedächtnis des Leidens, des Sterbens, der Grabesruhe und der Auferstehung Jesu Christi begonnen worden. Zum letzten Mal bis zur Osternacht läuteten alle Glocken in den hell erleuchteten Kirchen, dann hielt stille Trauer Einzug in die Gotteshäuser.

Einzig die farbigen Pfeile am Boden und die Masken, die viele Gläubige noch freiwillig trugen, wiesen auf die Pandemie hin. War es letztes Jahr eine Krankheit, die alles beherrschte, ist es dieses Jahr der Krieg – „und die Torheit dieses Krieges, eines jeden Krieges, damit kreuzigt man Jesus erneut“, sagte Pfarrer Jürgen Josef Eckl. „Christus wird in den Müttern, die über den ungerechten Tod ihrer Männer und Kinder weinen, in unseren Tagen noch einmal ans Kreuz genagelt“, so der Geistliche. Der Gründonnerstag setze drei große Akzente, so der Pfarrer: Der erste davon sei die Einsetzung der Eucharistie, der zweite die Fußwaschung: Jesus übernimmt vor dem gemeinsamen Mahl die niedrigste aller Aufgaben, die normalerweise den Sklaven und Dienern vorbehalten war. „Die Fußwaschung ist eine Haltung“, erklärte der Geistliche, und zwar die Haltung des Dienens und der Demut. Der dritte Akzent sei die Nacht im Garten Getsemani: „Jesus betet allein zu seinem Vater – in Todesangst.“

Seit Karfreitag waren die Glocken der Kirchen verstummt, die Orgeln schwiegen und die Kerzen am Altar waren erloschen. Der „Hymnus Gloria in Excelsis Deo“ brach die Stille in der Osternacht und die Osterkerze brachte das Licht und damit die Freude zurück.

In Großköllnbach wurde mit dem Sonnenuntergang die „Nacht der Nächte“ eingeleitet und in Pilsting mit dem Sonnenaufgang die Osternacht gefeiert. Vor der Pfarrkirche Sankt Georg in Großköllnbach sorgte Georg Gradinger dafür, dass das Osterfeuer loderte, die Karfreitagsratschen wiesen hin auf den Beginn der Osternachtsfeier am Samstagabend. Die Gläubigen brachten Osterkörberl mit Speisen mit. In der Dunkelheit zog Pfarrvikar Dr. Peter Chettaniyil mit dem Ruf „Lumen Christi“ in die Pfarrkirche ein.

In seiner Predigt in der Pfarrkirche Pilsting erklärte Pfarrer Jürgen Josef Eckl: „Wir entzünden die Osterkerze auch nicht einfach mit dem Feuerzeug oder einem Streichholz, sie wird an der Flamme eines geweihten Feuers angezündet.“ Die Osterkerze bilde sozusagen die Mitte der Osternacht, unterstrich der Pfarrer: „Ich möchte sagen: Was die Krippe für Weihnachten ist, das ist die Osterkerze für das Osterfest, denn sie hat eine tiefe Bedeutung und stellt uns auf eine wunderbare Weise den österlichen Glauben vor Augen.“

„In unserer Mitte leuchten heuer gleich drei Osterkerzen“, so der Pfarrer. „Eine, die große, für die Pfarrei Mariä Himmelfahrt, zugleich auch für die Pfarreiengemeinschaft; und die beiden kleineren für die Benefizien Sankt Ottilia in Parnkofen und Sankt Leonhard in Ganacker.“ Er sei froh und dankbar, dass sich jedes Jahr sehr talentierte Menschen finden, die die Osterkerzen gestalten. „In der Dunkelheit der Nacht feiern wir das größte Fest der Christenheit“, sagte Pfarrer Jürgen Josef Eckl am Sonntag zur Morgendämmerung.

„Denn was wäre unser Leben ohne den Glauben an die Auferstehung. Umsonst wären wir geboren, umsonst würden wir sterben, wenn uns nicht das von Christus erworbene, neue Leben verheißen wäre.“ Das Symbol dafür sei die Osterkerze: Zu Beginn das einzige Licht in der dunklen Kirche, habe sie ihr Feuer verbreitet, ohne dabei an Strahlkraft zu verlieren. „Im Gegenteil“, sagte er, „unsere Gemeinschaft ist hell geworden; sie erstrahlt im Glanze des österlichen Lichtes.“ Licht und Feuer seien seit jeher Symbole Gottes. „In dieser Nacht geht alles Licht von Christus aus, das uns umleuchtet und das das Dunkel allerorten verschwinden lässt.“

Fotos und Text: S. Melis