Erster Pilstinger Krippenweg – ein Weg der Hoffnung

 

Leuchtende Kinderaugen, plattgedrückte Nasen an der Scheibe: die selbstgebaute neapolitanische Krippe im Büro von Pfarrer Jürgen Josef Eckl ist ein echter Hingucker. Rund vier Meter in der Länge zeigt sich eine sizilianische Krippenlandschaft, bei der es hier und da liebevolle Details zu entdecken gibt. Von Regensburg inspiriert wollte der Geistliche mit dem „Krippenweg“ in der Pfarreiengemeinschaft ein bisschen Licht in die dunkle Zeit bringen – mit Blick auf die dunkle Jahreszeit und die derzeitige schwierige Pandemie-Lage. Es war absehbar, dass die Feierlichkeiten um die Geburt Christi in diesem Jahr „kleiner“ ausfallen würde. „Die Menschen sollen trotzdem etwas haben, worüber sie sich freuen können, was das Warten auf Weihnachten in schwieriger Zeit leichter macht“, sagt er.

Im Vorfeld hatte sich Pfarrer Jürgen Josef Eckl Gedanken dazu gemacht mit seinen Mitarbeitern, aber auch mit dem Pfarrgemeinderat, was man im Advent machen kann. Die Adventsfeiern entfielen gänzlich, Christkindlmärkte ebenso, der traditionelle Seniorennachmittag im Advent, stets vom Pfarrgemeinderat ausgerichtet, wurde ebenfalls Opfer der Pandemie. Da kam schon der erste Gedanke mit dem Krippenweg auf – mit dem Blick auf Bischof Rudolf Voderholzer, einem passionierten Krippensammler. Nach dem Besuch beim Bischof in Regensburg und der Besichtigung seiner zahlreichen Krippen war klar, dass in diesem Jahr eine klappbare Krippe für die Gläubigen entstehen soll, aber ihn hatte auch der Ehrgeiz gepackt: er baute eine eigene Krippe in neapolitanischem Stil, einer wilden Landschaft, mit Beleuchtung. Leise Musik wird durch einen Bewegungsmelder eingespielt. Und für die kommende Zeit – die absehbar auch wieder „ruhig“ werden wird, ist eine Passionkrippe geplant. Für ihn, der ein wenig unsichtbar hinter der Krippe sitzt, ist eine Freude zuzusehen, wie die Kinder ihre Nase an der Scheibe platt drücken und die Krippe bestaunen. Das ruhige, stille Betrachten der Krippe sei eine gute Vorbereitung auf Weihnachten. „Das Herz bei der Krippe zu haben bedeutet ganz nah bei Jesus sein und von ihm lernen zu leben“, sagt er und zitiert aus dem Evangelium nach Matthäus (11:29): „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“

Der Krippenweg sei „als Weg der Hoffnung in dunkler Zeit gedacht“, so Pfarrer Jürgen Josef Eckl, denn: „Hoffnungszeichen sind in diesem Jahr wichtiger denn je“. Viele Menschen, ob Paare, Familien mit Kindern oder einzelne Spaziergänger sind in diesen Tagen unterwegs, um die Krippen anzuschauen. Acht weitere Stationen gibt es in Pilsting, einsehbar durch den „kleinen Wegweiser“, der in den Kirchen ausliegt: In der Wieskapelle haben die Familie Zeller und die Familie Weichselgartner eine Krippe aufgebaut (geöffnet Freitag bis Sonntag), in der Zollnerstraße steht bei Familie Pöschl eine rustikale Krippe aus Ton. Am Marktplatz gibt es gleich mehrere Krippen zu sehen: im Fenster beim Papierhaus Thaller und Regina Schöpf, eine Krippe gebaut von Johann Schuster und Figuren von Regina Schöpf; bei Familie Gierst gibt es selbstgemachte Figuren auf dem Weg nach Betlehem zu sehen und bei Leo Christof ebenfalls schön beleuchtet Krippen in den Fenstern im Erdgeschoss. In der Pfarrkirche steht natürlich die traditionelle Krippe auf gewohntem Platz in der Seitenkapelle und am Kindergarten lohnt sich ebenfalls ein Blick durch’s Fenster. In der Fritz-Ettengruber-Straße hat die Familie Schweikl eine Krippe mit Ostheimer Figuren aufgebaut – eine wachsende Krippe. Ebenfalls zu Besichtigen sind die Krippen in der Pfarrkirche St. Georg in Großköllnbach und in der Bachstraße 31 (Fenster zur Straßenseite) bei Familie Melis – eine kleine Krippe von Hans Lechner gebaut. Bei der Familie Aichner in der Weinbergstraße in Waibling ist eine klassische Krippendarstellung mit handgefertigten Figuren zu sehen, eine Baumwurzel dient als Krippenstall. Auch die Krippen im Benefizium St. Ottilia in Parnkofen und St. Leonhard in Ganacker sind einen Spaziergang wert.

Die Eröffnung war im Rahmen der zweiten Vesper zum 1. Adventssonntag, Pfarrer Eckl warb intensiv darum diesen Weg zu gehen und sich die kindliche Vorfreude auf Weihnachten und das Staunen über Dinge, die der Verstand nicht fassen kann, zu erhalten: wie eben die dargestellte Menschwerdung des Gottessohnes.

„Die Krippe erzählt eines der größten Mysterien der Menschheitsgeschichte ganz anschaulich: Gott wird Mensch, in äußerster Demut und Einfachheit“, sagt er. „Es ist wie wenn man die Heilige Schrift aufschlägt und sie wird lebendig und beginnt zu erzählen.“ Ihm persönlich geht eine Aussage von Bischof Rudolf Voderholzer nah: „Gott mache sich klein und schaue uns von unten an, damit wir Menschen groß rauskommen können“, zitiert er ihn. Jede Figur habe etwas zu sagen – man muss nur zuhören. Man sieht den Figuren ihre Intention, ihre Gefühle an: am Gesichtsausdruck, an der Haltung, an der Kleidung; und jeder hat Platz an der Krippe. „Man darf sich selber auch dazu denken“, sagte er. Im apostolischen Schreiben „Admirabile signum“ von Papst Franziskus (2019) wird ebenfalls die Krippe gewürdigt, erzählte er. „Das wunderbare Zeichen der Krippe, die dem christlichen Volk so sehr am Herzen liegt, weckt immer wieder neu Staunen und Verwunderung. Das Ereignis der Geburt Jesu darzustellen bedeutet, das Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes mit Einfachheit und Freude zu verkünden. Die Krippe ist in der Tat wie ein lebendiges Evangelium, das aus den Seiten der Heiligen Schrift hervortritt.“

(Text und Bilder: S. Melis)

 

 

 

 

 

 

 

 

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