“Frieden beginnt im Kleinen” – Volkstrauertag

 

Am Wochenende haben die Gedenkveranstaltungen anlässlich des Volkstrauertags stattgefunden. Zahlreiche Vereine mit ihren Abordnungen und Fahnen, Bürgermeister Josef Hopfensperger und sein Stellvertreter Martin Hiergeist sowie viele Marktgemeinderäte gedachten der Opfer von Krieg und Gewalt. Am Donnerstag versammelten sich in Waibling Abordnungen der Reservisten-Kameradschaft, der Landjugend, der Freiwilligen Feuerwehr Waibling/Parnkofen und der KSK Pilsting, am Samstag zogen unter anderem Abordnungen der Pilstinger Krieger- und Soldatenkameradschaft, der Reservisten-Kameradschaft, des Katholischen Männerverei

ns sowie der Wehren Pilsting und Harburg zur Gedenkveranstaltung.

Am Sonntag gedachten die KSK und RK Pilsting sowie die Wehr Waibling/Parnkofen in Parnkofen der Opfer von Gewalt und Krieg. Den Zügen voran ging in Waibling, Parnkofen und Pilsting die Kapelle Grünbeck, die die Gottesdienste in Waibling und Parnkofen musikalisch umrahmte. Zelebriert wurden die Gottesdienste von Pfarrer Jürgen Josef Eckl. „Die Volkstrauertage im November sind auch gleichzeitig die letzten Tage des Kirchenjahres“, sagte Pfarrer Jürgen Josef Eckl. Die Evangelien zu dieser Zeit zeichnen düstere Bilder: „Kein Stein bleibt auf dem anderen“, heißt es. Die Evangelien erzählen von Kriegen und Krisen. „Die Kirchentexte sind heute so aktuell wie in ihrer Entstehungszeit“, sagte Pfarrer Eckl. „Die Sehnsucht nach Frieden und Heil ist auch in unserer Zeit groß.“ Aber es seien nicht nur die drastischen, dunklen Bilder, die Evangelien verkünden auch die frohe Botschaft, die mit dem Ende einher geht – die Vollendung. Sie seien wie „ein Spiegel der unvollendeten Geschichte“.

Wenn sie davon erzählen wie „kein Stein auf dem anderen“ bleibt, wie viele Menschen haben diese Erfahrung bereits machen müssen, fragte Pfarrer Eckl. „Der Schrecken des Krieges lässt keinen Stein auf dem anderen.“ In den Krieg gezwungene Soldaten, Zivilisten, Frauen und Kinder kamen unter die Räder der Kriegsmaschinerie. „Die Toten, die seit Jahrzehnten nicht stumm sind, rufen uns zu: Nie wieder!“, sagte er. Und doch: längst überwunden geglaubter Hass steigt aktuell wieder auf, Hass-Parolen werden wieder salonfähig. „Wir Christen sollten uns dem entschieden entgegenstellen, nicht aus politischen Gründen“, sagte er. „Unser Gott ist ein Gott des Friedens.“ Trotz einem Wohlstand wie nie zuvor in der Geschichte, trotz Frieden, und Einheit, steige die Aggressivität, die Gewaltbereitschaft, „eine peinliche Enthemmung in den sozialen Medien“ mache sich breit. „Frieden beginnt im Kleinen“, sagte Pfarrer Eckl, bei der eigenen Familie, bei sich selbst.

Bürgermeister Josef Hopfensperger ging auf die Bedeutung der Gedenkfeierlichkeiten ein: „Der Volkstrauertag erinnert an dunkelste Zeiten unserer Geschichte, an die beiden Weltkriege und an die Gewaltherrschaft“, sagte er. „Er erinnert an immense Verluste, an ein Leid und an ein Grauen, für das es im Grunde keine Worte gibt.“ Gleichzeitig müsse man sich auch die Gegenwart vor Augen halten. Heute gebe es so viel Hass in der Welt wie schon lange nicht mehr. „Ich denke dabei an die Kriege, die momentan wieder unaufhaltbar sind“, sagte Hopfensperger. „Leid und Hass können sich nur dann ihren Weg bahnen, wo sich Ideologie über alles hinwegsetzt und der gesellschaftliche Rahmen wegbricht.“ Krieg sei niemals eine Lösung, betonte er, Kriege sind keine Naturereignisse, sie brechen nicht einfach aus.

„Kriege werden gewollt, inszeniert, vorbereitet, gemacht“, sagte er. „Seien wir wachsam, damit wir auch in Zukunft in Frieden leben können.“ Miteinander sprechen und einander zuhören Die Menschen müssen den Frieden schaffen, hob er hervor, indem sie miteinander sprechen, einander zuhören, Freude und Kummer teilen, gegenseitig helfen und die Hände reichen. „Das unfassbare Leid, das Krieg und Gewalt über die Menschen brachten und auch heute noch bringen, muss Mahnung und ständiger Aufruf bleiben, die Kriegsursachen zu beseitigen und Frieden zu stiften“, sagte Max Scheuerer, Vorsitzender der KSK Pilsting.

 

(Bericht und Bilder: S. Melis)

 

 

 

 

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