„Gott mit dir, du Land der Bayern“, so lautet die erste Zeile der Bayernhymne, die am 1. Mai, dem Hochfest Marias, der Schutzfrau Bayerns, so oft erklingt. Anfang des 17. Jahrhunderts hat Kurfürst Maximilian in Zeiten großer Not das Land und seine Bewohner unter den besonderen Schutz der Gottesmutter gestellt. Nicht erst seit diesem Zeitpunkt wenden sich Generationen in ihren Anliegen und Nöten voller Vertrauen an Maria, weil sie wissen in ihr eine Fürsprecherin zu haben, die ihre menschlichen Sorgen kennt. Als „Frau aus dem Volke“ kennt sie „Arbeit und Sorge ums tägliche Brot, die Mühsal des Lebens in Armut und Not“ (Gotteslob Nr. 521,3), wie wir in einem bekannten Marienlied singen. Diese Nähe, die wir zur Gottesmutter empfinden, möchte sie uns auch in der Beziehung zu ihrem Sohn vermitteln. Das ist ihr Anliegen: uns zu Jesus Christus zu führen, mit ihrem Leben auf ihn hinzuweisen und uns tiefer mit ihm zu verbinden.

Dieser Wunsch der Gottesmutter ist im Laufe der Jahrhunderte nicht geringer geworden. Aber sind wir auch noch bereit, ihre mütterliche Hand zu ergreifen?

Grund dazu hätten wir allemal. Am Beginn der 20er Jahre dieses Jahrhunderts scheint die Welt in vielerlei Hinsicht aus den Fugen geraten zu sein. Noch haben sich die Schatten der Pandemie nicht gelichtet, schon sehen wir uns mit dem Schrecken eines Krieges in Europa konfrontiert. Ereignisse, die wir uns im Vorfeld nicht hätten vorstellen können, die aber mit umso größerer Wucht auf uns hereingebrochen sind. Viele Menschen sind unsicher und haben Angst vor einer ungewissen Zukunft. Denn wir alle müssen erkennen, dass die vermeintlich sicheren Konstrukte in Politik und Wirtschaft, die wir uns aufgebaut haben, gar nicht so sicher sind und alles schnell einen anderen Verlauf nehmen kann als wir das geplant hatten.

Aber da ist die ausgetreckte Hand der Gottesmutter, die wir auch und gerade in stürmischen Zeiten vertrauensvoll ergreifen dürfen! Maria ermutigt uns auf den zu vertrauen, der die Welt im Innersten zu wandeln vermag und im Letzten alles zum Guten führt.

Dieses Vertrauen muss man aber auch irgendwann gelernt haben. Umso wichtiger ist es, dass Eltern und Großeltern den Glauben an ihre Kinder und Enkel weitergeben und ihn mit ihnen leben, indem sie miteinander beten, einer der vielen Maiandachten mitfeiern oder gemeinsam eine Kerze in der Kirche vor dem Marienaltar anzünden, sich über ihren Glauben austauschen oder eine Familienwallfahrt zu einem der vielen Marienwallfahrtsorte in unserer schönen bayerischen Heimat unternehmen.  

An der Hand Mariens mit der Hoffnung auf eine gute Zukunft Bayerns und der Menschen in unserem Land, wünschen und beten wir heute am Hochfest Maria, der Schutzfrau Bayerns, dass es nicht nur leblose Buchstaben sind, und es auch nicht bloßer Wunsch bleibt, sondern es wieder neu zur tiefen Überzeugung wird: „Gott mit dir, du Land der Bayern!“

Jürgen Josef Eckl
Pfarrer von Pilsting und Großköllnbach
Landespräses der Katholischen Männer in Bayern e.V.

 

(Landauer Zeitung / Landauer Neue Presse, 30.04.2022)