Ministranten in Rom

Wohlbehalten und voller neuer Eindrücke sind die Ministranten der Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Großköllnbach wieder zu Hause angekommen. Während viele Römer im August zu Verwandten aufs Land fliehen, um der drückenden Hitze der ewigen Stadt zu entgehen, haben sich 60.000 Ministranten aus ganz Europa zur internationalen Ministrantenwallfahrt auf den Weg nach Rom gemacht, um unter dem Motto „Suche den Frieden und jage ihm nach“ (Ps 34,14) andere Ministranten zu treffen, ihren Glauben zu feiern und darauf zu hören, was ihnen Papst Franziskus bei der Sonderaudienz zu sagen hat. Darunter: auch die Ministranten aus Pilsting, Großköllnbach, Ganacker und Parnkofen.

Mit dem Bus ging es am Sonntag in aller Frühe über den Brenner nach Italien. Nach einer 14-stündigen Fahrt erblickten die Teilnehmer schließlich zum ersten Mal die Kuppel des Petersdoms. Am ersten Tag lud die Diözese Regensburg zu einem gemeinsamen Eröffnungsgottesdienst in die Lateranbasilika mit Bischof Rudolf Voderholzer ein. Über 5.000 Jugendliche waren der Einladung zum Pontifikalgottesdienst in die Kathedrale des Bistums Rom gefolgt. Die Band „Creazione Unisono“, eine Combo aus immer wieder wechselnden Musikern aus dem Bistum Regensburg  mit Sitz im Kloster Ensdorf, begleitete den Gottesdienst in der ranghöchste der vier Papstbasiliken Roms. Bischof Rudolf erinnerte die Ministranten an das Wirken der beiden Apostelfürsten Petrus, den „Erstgerufenen“ Jünger und Paulus, den „letzten Gerufenen“ in Rom. Jesus selbst sagte zu Petrus, dem einfachen Fischer: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen!“ Paulus, ein Theologieprofessor, wurde auf dem Weg nach Damaskus gerufen. Bei allen Unterschieden habe sie eine tiefe Liebe zu Jesus Christus verbunden, so Bischof Rudolf. An ihnen sei abzulesen, was Christsein bedeute: sich in den Dienst nehmen zu lassen – wie eben die Ministranten.

Pfarrer Jürgen Josef Eckl begleitete die Minis der Pfarreiengemeinschaft zum Gottesdienst in die Basilica San Giovanni in Laterano und führte sie nach dem Gottesdienst und den folgenden Tagen durch die Metropole Rom. Zunächst standen das Kolosseum, die Kaiserforen und das Forum Romanum auf dem Besichtigungsplan. Auf letzteres hatten die Minis vom Kapitol aus einen wunderbaren Blick, so dass die aus Dokumentarfilmen und Lateinbüchern bekannten Stätten plötzlich lebendig wurden. Dass Rom nicht nur eine Stadt mit vielen antiken Monumenten ist, sondern auch heute ein pulsierendes Stadtleben vorweisen kann, wurde nicht nur beim Gedränge in Metro und öffentlichen Bussen deutlich; die Piazza del Popolo, Spanische Treppe und Trevi-Brunnen waren Anziehungspunkt hunderter gleichgesinnter Pilger und Touristen und vermittelten „La Dolce Vita“ des modernen Rom. Ziel des Stadtspaziergangs am zweiten Tag über die Piazza Rotonda mit dem Pantheon und die Piazza Navona war der Petersplatz. Dort warteten bereits zehntausende Ministranten bei sengender Hitze, um Papst Franziskus zu begrüßen. Die Vigili di Fuoco, die vatikanische Feuerwehr, sorgte zum Spaß der Jugendlichen für eine nasse Abkühlung der Menge.

Der Papst wandte sich bei der Sonderaudienz direkt an die Ministranten. „Tut alles zur Verherrlichung Gottes!“, das Zitat aus dem ersten Brief von Paulus an die Korinther stellte er an den Anfang. Der Heilige Paulus fasse mit diesem Satz das entscheidende Kriterium für das Handeln eines Christen zusammen. Es bedeutet, die Freundschaft mit Jesus zu Leben. Auch dient der Gedanke stets der Verherrlichung Gottes in allem zu dienen als Wegweiser und Orientierung, wenn sich der Mensch nicht sicher ist, was das Richtige ist. Als Kinder Gottes haben die Menschen die selben Wünsche, Träume und Ideale. Eine Aufgabe sei auch, das Licht wieder zu entzünden, wenn zuweilen jemand enttäuscht ist. Auch davon spricht Paulus: sich bemühen, allen in allem entgegenzukommen, damit sie gerettet werden. Er sprach den Ministranten gut zu, denn diese schwierige Aufgabe sei zu meistern, wie auch der Heilige Paulus sagte: „Nehmt mich zum Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme!“ So sollen auch sie Jesus als Vorbild nehmen, wie die Apostel und alle Heiligen.

Nach diesen Strapazen erholten sich die Pilstinger Minis am nächsten Tag auf dem südlichsten der sieben Hügel, dem Aventin. Im Savello Park, von den Römern „Giardino degli Aranci“ genannt: der Orangengarten. Aus dem Garten hat man eine tolle Sicht über den Tiber auf das Zentrum mit Kapitol und Petersdom. Und ein paar Meter weiter die Straße hinauf an der Piazza dei Cavalieri di Malta liegt “il buco die Roma”, das Schlüsselloch im Tor auf der rechten Seite mit dem berühmten „Schlüsselloch“-Blick. Zuvor hatten sie den Circus Maximus und den Boccà della Verità (Mund der Wahrheit) einen Besuch abgestattet.

Und schon stand der Abschlussgottesdienst mit Weihbischof Dr. Josef Graf in der Basilika St. Paul vor den Mauern an. „Ihr seid die Zukunft der Kirche“, ermutigte Graf die Jugendlichen. Großes Staunen und Ehrfurcht überkam die Minis schließlich, als man sich im Anschluss in den Vatikan aufmachte und gemeinsam den Petersdom und in einer kleinen Gruppe auch die Papstgräber unterhalb der Basilika besichtigte. Bei der Heimreise am Freitag waren alle sichtlich erschöpft. Doch nahmen die Ministranten viele Eindrücke und Begegnungen mit nach Hause, die sie sicherlich noch lange in Erinnerung behalten werden.

(Bericht und Fotos: Melis)
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