In der Pfarrei Pilsting ist es seit Jahren Tradition, dass die Osterkerze nicht „von der Stange“ kommt, sondern von Pilstings Pfarrer Dekan Jürgen Josef Eckl und Mesner Andreas Hüttner in Handarbeit selbst gefertigt wird. So ist auch in diesem Jahr die Osterkerze wieder Handarbeit.

„Mir kommt eher die Findung eines Motivs zu, während Andreas Hüttner die künstlerische Ausführung übernimmt. Er hat die Begabung und die nötige Geduld“, so Pfarrer Eckl. Die stattliche 120 Zentimeter große Osterkerze fügt sich optisch und ideell in das österliche Gesamtarrangement der Pilstinger Pfarrkirche, auf das jedes Jahr sehr viel Zeit und Feinarbeit aufgewendet wird. „Inzwischen hat sich das ganz gut eingespielt. Trotzdem sind die Mesner Doris Westermeier und Andreas Hüttner und ich am Karsamstag gute acht Stunden damit beschäftigt, alles so herzurichten, dass es passt und wir Ostern wirklich als Fest der Freude und des neuen Lebens feiern können.“ Auch Dekan Eckl selbst packt mit an, schließlich gibt es viel zu tun: Kerzen aufstecken, Weihwasser auffüllen, Blumenschmuck für Taufbecken und Altäre, Fahnen aufziehen, nochmal durchwischen und Vieles mehr. „Um 13 Uhr kommen die Ministranten zur Probe für die Osternacht. Bis dahin muss das Gröbste gemacht sein. Anschließend geht’s weiter“, sagt der Pfarrer.



Am Nachmittag des Karsamstages ist dann schließlich alles so wie Mesner und Pfarrer sich das vorstellen. Nagelneue Kerzen zieren die Altäre, weiße Hortensien grüßen vom Hochaltar, Taufbecken und Osterleuchter sind mit Buchs und Tulpen geschmückt. Auch der „Garten“ vor dem Volksaltar, in dessen Mitte in der Osternacht der Auferstandene Platz finden wird, erstrahlt in voller Pracht. „Das ist zum einen eine Anspielung auf das Osterevangelium, als Maria von Magdala Jesus zunächst für den Gärtner hält, zum anderen ein Ausdruck für das Erblühen des neuen Lebens in der Auferstehung Christi“, erklärt Dekan Eckl. „Alles, was wir hier machen und gestalten hat eine Bedeutung. Wir schauen auch sehr darauf, dass es nicht zu viel ist, sondern mit einer gewissen Ästhetik die feierliche Liturgie unterstützt.“

Die Osterkerze symbolisiert den auferstandenen Christus und begleitet die Pfarrgemeinde ein ganzes Jahr lang in allen Lebenslagen, bei Taufen genauso wie bei Beerdigungen. Dabei ist es wichtig, dass auch das Motiv der Kerze eine tiefe theologische Bedeutung und eine Botschaft hat. Dieses Jahr ziert die in klassisches Rot und Gold gehaltene Osterkerze neben den üblichen Symbolen des Kreuzes, den griechischen Buchstaben Alpha und Omega und der Jahreszahl 2023 ein Lamm. Auf dem Buch des Lebens mit den aus Edelsteinen dargestellten sieben Siegeln thront das Lamm Gottes mit Siegesfahne, so wie es in der Offenbarung des Johannes geschildert wird.

Die Symbolik der Kerze erschloss Dekan Eckl in der Osterpredigt. Er erinnerte dabei an das Pessach-Mahl der Israeliten vor dem Auszug aus Ägypten. Das Blut des Lamms, das an die Türpfosten gestrichen wurde, hielt den Tod ab. Der Tod des Lamms habe also schon damals etwas mit Rettung und Leben zu tun gehabt. Jahrhunderte später sprach der Prophet Jesaja vom Gottesknecht, der gemartert wurde, aber seinen Mund nicht auftat wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt. Johannes der Täufer habe schließlich mit Blick auf Jesus vom Lamm Gottes gesprochen. Bis heute begegne das Lamm den Gläubigen in der Liturgie. Vor der Kommunion werde Christus im gebrochenen Brot der Gemeinde noch einmal als das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt, vor Augen gestellt. Schließlich sei die Siegesfahne ein nicht unwesentliches Element der Darstellung: der Tod des Lammes bringt den Sieg, der Kampf gegen das Böse, gegen Tod und Sünde sei ein für alle Mal gekämpft und gewonnen.