In diesem Jahr konnte das Ostertriduum in der Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Großköllnbach wieder mit Gläubigen gefeiert werden – unter Auflagen natürlich, unter anderem einer eingeschränkten Besucherzahl je nach Größe der Kirche. Um die Besucherzahl zu steuern, wurden für die Ostertage Karten ausgegeben, die den Zutritt zu den Osternächten und den Auferstehungsfeierlichkeiten steuern sollte. Die Osternacht in Pilsting und die Auferstehungsfeier am Sonntag wurden via Livestream ins Internet übertragen.

Am Hohen Donnerstag wurde in der Pfarreiengemeinschaft der fünfte Tag der Karwoche beim Abendmahl des Herrn gefeiert und damit das dreitägige Gedächtnis des Leidens, des Sterbens, der Grabesruhe und der Auferstehung Jesu Christi begonnen. Zum letzten Mal bis zur Osternacht läuteten alle Glocken in den hell erleuchteten Kirchen, dann hielt stille Trauer Einzug in die Gotteshäuser.

In seiner Predigt bezog sich Pfarrer Eckl auf den Briefabschnitt des Apostels Paulus an die Korinther. „Er deutet uns heute, was den Gründonnerstag ausmacht“, sagte er. Die letzte Zusammenkunft Jesu’ mit seinen Jüngern sei ein Mahl gewesen. Das schaffe Gemeinschaft, betonte er, in der Familie, bei einem Fest mit Verwandten oder Freunden oder am Ende eines gemeinsamen Werkes. „So auch das Letzte Abendmahl Jesu: Es schafft Verbindlichkeit untereinander, mehr noch: Dieses Mahl stiftet einen neuen Bund.“ Die Erinnerung daran wird bewahrt: Worte, Handlungen und Zeichen. „Tut dies zu meinem Gedächtnis, zum Gedenken an mich!“ Die Jünger damals hätten gewusst, dass das, was sie erlebten, weitergesagt und weitergegeben werden müsse. Paulus habe das gewusst und sei von seinem sonstigen Stil, argumentativ und diskussionsfreudig, abgewichen und wurde zum Erzähler. Am Gründonnerstag weiche die Erzählung die Abendmahlsgeschichte in der Eucharistie in besonderer Weise ab: „Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen unterwarf – das ist heute – nahm er das Brot.“ Dieses „heute“ sei eine Erinnerung an das Pascha von damals, und doch mehr. „Mit dem Hochgebet treten wir nämlich in dieses Heute hinein“, unterstrich Pfarrer Eckl. „Unser Heute berührt sich mit seinem Heute. Auf dem Altar vollzieht sich heute und immer wieder das, was der Herr damals sprach und tat.“

„Er brach das Brot“ veranschauliche den Gläubigen nicht nur die Geste sondern erinnere auch mit aller Härte daran, dass der, welcher das Brot brach, nach dem Mahl selbst gebrochen wurde. „Es erinnert an die Wehrlosigkeit der Liebe Jesu, der sich brechen ließ, damit wir nicht gebrochen werden.“

Nach dem Gottesdienst wurde der Schmuck vom Hauptaltar entfernt, die Lichter im Presbyterium erloschen und das Tabernakel stand offen und leer. In Pilsting zog Pfarrer Jürgen Josef nach der Heiligen Messe zum Ölberg an der Seelenkapelle und hielt mit den Ministranten und Gläubigen Stille. Die Gläubigen erinnerten an Jesus’ letzte Stunden, als er angesichts seines nahenden Todes seinen Vater bat, ihm das Leiden zu ersparen wie auch der Mahnung an seine Jünger „Wacht und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt.“

Am Karfreitag wurde die Feier vom Leiden und Sterben Christi zur überlieferten Todesstunde Jesu in der schmucklosen Kirchen der Pfarreiengemeinschaft in stiller Trauer begangen. Schweigend zog Pfarrer Jürgen Josef Eckl mit den Ministranten in die Kirchen der Pfarreiengemeinschaft ein. Pfarrer Jürgen Josef Eckl warf sich als Zeichen äußerster Demut und Hingabe vor dem Altar darnieder. Zur Kreuzverehrung trat Pfarrer Jürgen Josef Eckl in Stille vor das enthüllte Kreuz.

Am Abend des Karfreitag hatte die Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Großköllnbach zum großen Kreuzweg in den Pfarrgarten geladen, gestaltet von den katholischen Vereinen. Die 14 Stationen wurden unter anderem von Vertretern von den katholischen Männervereinen und Frauenbünden Pilsting, Großköllnbach und Ganacker gelesen, von Kolping, der katholischen Landjugend und den Ministranten sowie dem Pfarrgemeinderat. Trotz eisigem Wind hatten sich viele Gläubige im Schatten der Dämmerung eingefunden, um dem Leidensweg Christi folgen – im Schein der Kerzen vor dem großen Holzkreuz und der Marienstatue im Pfarrgarten, mit ausreichend Abstand, aber dennoch gemeinsam.

Am Karfreitag und Karsamstag hielten viele Gläubige im stillen Gedenken an den Tod Christi Andacht am „Heiligen Grab“ in Pilsting und in Großköllnbach. In der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt war das „Heilige Grab“ mit Blumen reich geschmückt. In der Pfarrkirche St. Georg in Großköllnbach war das „Heilige Grab“ neu gestaltet worden. Links und rechts halten Schnitte zweier römischer Soldaten Wache. Maria, die sonst über den Seitenaltar wacht, war nun komplett verhüllt. Hoch erhoben war das schlichte Holzkreuz über dem Grab vor schwarzem Hintergrund, zum Zeichen des Leidens Christi wurde eine Dornenkrone angefertigt, die auf sein Martyrium verweist.

Seit Karfreitag waren die Glocken der Kirchen verstummt, die Orgeln schwiegen und die Kerzen am Altar waren erloschen. Der „Hymnus Gloria in Excelsis Deo“ brach die Stille um die Trauer des Karfreitags in der Osternacht, und die Osterkerze brachte das Licht und damit die Freude zurück. In Großköllnbach wurde mit dem Sonnenuntergang die „Nacht der Nächte“ feierlich eingeleitet und in Pilsting mit dem Sonnenaufgang die Osternacht in der Morgendämmerung gefeiert.

Vor der Pfarrkirche St. Georg Großköllnbach sorgte Georg Gradinger dafür, dass das Osterfeuer loderte, die Karfreitagsratschen wiesen hin auf den Beginn der Osternachtsfeier am Samstagabend in der Kirche St. Georg. Die Gläubigen brachten Osterkörberl mit Speisen mit, mit Mundschutz angelegt, machten sie sich aber heuer auf die Suche nach den blauen Punkten in den Kirchenbänken, die den Mindestabstand festlegen.

Dann wurde es dunkel im Gotteshaus, während draußen das Osterfeuer gesegnet wurde. Pfarrvikar Dr. Peter Chettaniyl sprach davon, dass das Leiden Vergangenheit sei, jetzt beginne die Zeit der Freude. „2020 war noch eine sehr traurige Osternacht gewesen, als die Gläubigen nicht in die Gotteshäuser kommen konnten. Die Seelsorger predigten in leeren Kirchen.“ So sei man heuer wenigstens froh, die Auferstehung Jesu gemeinsam feiern zu können, auch wenn die Zahl der Kirchenbesucher begrenzt werden musste. „Die Jünger hatten geglaubt, mit dem Tod sei die Jesus-Bewegung zu Ende.” Die Auferstehung im Stillen ohne großes Drumherum aber zeige, „die Botschaft, die uns Jesus vermittelt, braucht keine große Bühne. In der Zeit der Pandemie ist uns bewusst geworden: Wir sind unserem Ursprung wieder näher gekommen.“ Bei allen Härten, die das Virus bringe, stelle sich die Frage: Was ist uns wirklich wichtig?“ Dr. Peter formulierte es mit Aussagen wie „Zeit haben, hilfsbereit sein, mit weniger auskommen, die Natur wahrnehmen.“ Mit Dankesworten an die vielen Helfer und Ostergrüßen beendete der Pfarrvikar die Osternachtsfeier.

Auch in Pilsting waren die Ratschen der Ministranten weithin zu hören, mit dem ersten frühen Dämmern wurden die Gläubigen in die Kirche gerufen. Mit der Lichtfeier wurde das Osterfeuer entzündet, die Osterkerzen bereitet und diese in einer feierlichen Prozession in die Kirchen gebracht. Mit den Osterkerzen und ihrem sanften Licht in den dunklen Mauern hielt auch Christus, das Licht, wieder Einzug in die Kirchen. Die Ministranten verteilten das Licht untereinander und schwärmten dann aus, um die Kerzen der Gläubigen zu entzünden.

„Jesus lebt. Er ist wahrhaft auferstanden“, leitete Pfarrer Jürgen Josef Eckl in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt die Osternacht ein. „Das ist die Botschaft, die an diesem Ostermorgen auf dem ganzen Erdkreis verkündet wird und die auch uns einstimmen lässt in den österlichen Jubel.“ Dabei sei vielen vielleicht gar nicht zum Jubeln zu mute. „Auch Ostern 2021 feiern wir mitten in der Corona-Pandemie, die sich wie ein Schatten über unser Land und die ganze Welt gelegt hat.“ Viele Menschen leiden: die Kranken, die Sterbenden, die Angehörigen und Hinterbliebenen, Familien um ihre Zukunft, Arbeitende ebenso. „Alle gleichermaßen trifft uns die soziale Isolation, die mit der Einschränkung der Kontakte dazu helfen soll, der Pandemie Herr zu werden“, sagte er. „Aber die Einsamkeit reißt neue Wunden. In den Herzen vieler Menschen ist es dunkel geworden.“ Lockdown – für viele Menschen ein Reizwort, davon berichtet auch das Osterevangelium. „Der Stein verschließt das Grab, in das man Jesus gelegt hat“, sagte er. Wie das Grab sind auch die Menschen verschlossen; die Jünger, Gefährten, sie hatten zugemacht und abgeschlossen mit sich und der Welt. „Ihr Herr und Meister, auf den sie alle ihre Hoffnungen gesetzt hatten, er ist tot.“ Damals war es der Tod Jesu, der das Leben seiner Jünger völlig durcheinander brachte „Heute ist es eines der kleinsten und formlosesten Elemente der Natur, ein Virus, das uns daran erinnert, dass wir sterblich sind und dass unser Allmachtswahn, den wir uns als Menschen aufgebaut haben, nichts anderes als ein Luftschloss ist.“ Weder militärische noch wirtschaftliche Macht verschaffen in der Krise einen Vorteil. „Der Mensch an sich ist zurück geworfen auf sich selbst als Teil der Schöpfung.“ Hier sei der Zusammenhang zu sehen: „Wie am Ostermorgen der Stein weggerollt war und das Grab sich öffnete, die Dunkelheit und Verschlossenheit also den Auferstandenen nicht hindern konnten an den ersten Schritten ins neue Leben, so will Ostern auch den Lockdown unserer Herzen aufschließen“, sagte er. „Wer an Ostern glaubt, verschließt sich nicht, sondern öffnet sich, der fährt sein inneres Leben nicht herunter, sondern tritt hinaus in die aufgehende Sonne des Ostertages.“

Text und Fotos: S. Melis