Pater Gerhard Tonque Lagleder (OSB) ist am Freitag zu Gast in Pilsting gewesen, um mit Dekan Jürgen Josef Eckl und Pfarrvikar Arul die heilige Messe in der Pfarrkirche zu feiern und im Pfarrheim über die Arbeit von „Brotherhood of Blessed Gérard“ (Bruderschaft des Seligen Gerhard, Gründer des Malteserordens 1099) in Südafrika zu sprechen. Die „Brotherhood of Blessed Gérard“, 1992 in Mandeni in der Provinz kwaZulu/Natal in Südafrika von Pater Gerhard gegründet, ist ein katholischer, kirchlicher Verein, eine südafrikanische gemeinnützige Organisation und die Hilfsorganisation des Malteserordens in Südafrika. „Dem Großteil der Bevölkerung geht es miserabel“, sagte er, „das wissen nur viele nicht.“ In Mandeni verdiene die arbeitende Bevölkerung zum Großteil weniger als 83 Euro pro Monat – weniger als drei Euro pro Tag. 15 Prozent hätten weniger als zwei Euro und drei Prozent weniger als einen Euro pro Tag. „Das könnt ihr euch nicht vorstellen, was das für eine Armut ist.“ Die Einrichtung unterhalte ein Gesundheitszentrum mit häuslicher Pflege und Therapiebegleitung, Nothilfe, Sozialpflege, Hilfsfonds für Arme, ein Hospiz mit Palliativmedizin, ein Kinderheim sowie Hungerhilfe für Kleinkinder und Stipendienfonds.

 

OSB Lagleder war in Regensburg aufgewachsen und wurde dort am 26. Juni 1982 zum Priester geweiht. „Ich bin dann ins Kloster gegangen und Missionsbenediktiner geworden“, erzählte er. Im Januar 1987 wurde er als Missionar nach Südafrika in die Abtei Inkamana ausgesandt. „Ich bin Pfarrer geworden in einer Gemeinde mit einer Viertelmillion Einwohnern, wo 80 Prozent im Elendsviertel leben – da muss die Kirche anders arbeiten als hier.“ Pater Gerhard lebt und arbeitet in Afrika, 100 Kilometer nördlich von Durban in Mandeni. Im Ort selbst wohnen 150 000 Einwohner, der Großteil unter 35 Jahre alt. „Die Afrikaner sind eine sehr junge Nation“, erklärte er. Gut 60 Prozent sind jünger als 25 Jahre und sehr, sehr viele Kinder und Kleinstkinder. „Die Schwierigkeiten, mit denen wir zu kämpfen haben, sind eine schlechte Infrastruktur“, sagte er. Der Mangel an Trinkwasser, Strom, Beschäftigung und Bildung sei eklatant. Über 60 Prozent hätten keinen oder schlechten Zugang zu Strom. „Und es gibt kaum Beschäftigungsmöglichkeiten und damit haben die Leute natürlich keine Einnahmen. Informelle Siedlungen ist ein schönfärberisches Wort für die Elendsviertel, die weiten sich unheimlich aus.“ Die meisten Kinder würden von alleinerziehenden Müttern versorgt, das habe drei Gründe: Um zu heiraten, müssten der angehende Ehemann den Vater der Braut ausbezahlen, das könne sich kaum jemand leisten. Der zweite Grund sei die sexuelle Gewalt gegen Frauen. Und die Armutsprostitution sei der dritte Grund. „Damit haben wir natürlich eine extrem hohe Aids-Infektionsrate“, sagte er. Die „Brotherhood of Blessed Gérard“ gebe auch Waisen und gefährdeten Kindern ein Zuhause, darunter sind ausgesetzte, vernachlässigte, misshandelte, missbrauchte, HIV-positive und kranke, behinderte und elternlose Kinder. Regelmäßige Sprechstunden, bei denen unter-, fehl- und mangelernährte und gefährdete Kinder untersucht und mit Aufbaukost versorgt werden, gehören ebenfalls zur Hilfe vor Ort. Vergangenes Jahr feierte die „Brotherhood of Blessed Gérard“ 30. Jubiläum, mittlerweile umfasst die Gemeinschaft über 2 600 Mitglieder. „In den ersten 30 Jahren unseres Bestehens haben wir mehr als 30 Kindern ein beschützendes Zuhause gegeben“, erzählte er. „Wir haben die Ausbildung von über 2 000 jungen Menschen mitfinanziert, über 1 600 Aids-Patienten mit einer lebensrettenden Therapie behandelt und über schwerkranke Menschen zu Hause gepflegt und fast 5 500 todkranke und hilflose Patienten stationär bei uns aufgenommen und fast 6 000 kranke Menschen ambulant behandelt.“ Die Einrichtung hat 120 Mitarbeiter, „die haben sehr großes Ansehen.“ Es gehe darum, Aufbauarbeit zu leisten, unterstreicht er. „Die Leute, die als Bettler zu uns kommen, auszubilden, ihnen Arbeit und damit Stolz zu geben – das ist Menschenwürde. Nicht Almosen zu verteilen, sondern den Leuten den Stolz nicht zu nehmen.“ Er habe in der Einrichtung auch eine „Tankstelle“, sagte er schmunzelnd. Die Hauskapelle, in der er jeden Tag die heilige Messe feiere. „Dort verbringe ich viele Stunden, in denen ich dem lieben Gott meine Sorgen anvertraue, wo ich sage: Lieber Gott, ich weiß nicht weiter – aber du weißt es. Und bislang hat er mir geholfen.“ Mit seiner Hilfe, davon zeigt er sich überzeugt, wird es weiter gehen. „Ich habe ein unverschämtes Gottvertrauen, aber das darf man ja auch haben.“

 

Derzeit hat die Bruderschaft mehrere Anliegen: Das Kinderheim soll verbessert werden, für die Möblierung und Ausstattung werden noch Spenden benötigt. Auch soll ein Brunnen für unabhängiges Trinkwasser gebohrt werden. Zudem hat Südafrika wegen der Energiekrise den Katastrophenfall ausgerufen, deshalb möchte sich die Einrichtung mit Photovoltaik und Speichern sowie Wärmerückgewinnung und Solarthermie und einem Notstromgenerator unabhängig vom öffentlichen Netz machen. „Das sind riesige Anschaffungen und wir sind für jeden Cent dankbar“, sagte er, „denn ein jeder Ozean besteht aus Wassertropfen.“

 

(Foto und Text: S. Melis)