Portrait: Neue Kirchenmusikerin Motoko Matsuno

 

Musik ist für Motoko Matsuno kein Hobby, für die Kirchenmusikerin der Pfarreiengemeinschaft Pilsting ist sie viel, viel mehr als das, es ist „ihr Weg“, wie sie sagt. Sie hört keine Musik in ihrer Freizeit, von Unterhaltungsmusik hält sie nichts. Musikalische Vorlieben hat sie nicht – sie spielt möglichst viele unterschiedliche Werke aus unterschiedlichen Epochen von den verschiedenen Komponisten. Spielt Motoko Matsuno jedoch auf dem Klavier, dem absolut dominanten Element in ihrem Arbeitszimmer, ist sie voll in ihrem Element. Ihre Finger fliegen über die Tasten, sie sieht zufrieden aus.
Motoko Matsuno wurde 1979 in der Stadt Gifu, auf Honshū, der Hauptinsel Japans geboren. Ihre Eltern waren Sportlehrer am Gymnasium, ihr jüngerer Bruder trat in ihre Fußstapfen und schlug ebenfalls den Weg zum Sportlehrer ein. Motoko Matsuno ist die einzige Musikerin in der Familie, gezeigt hat sich ihr Interesse aber schon früh: noch bevor sie als Siebenjährige den ersten Klavierunterricht bekam, übte und lernte sie gerne für sich allein zu Hause. Relativ früh wusste sie, dass die Musik ihr Weg sein wird – unterstützt, aber nie gedrängt von ihren Eltern. Später lernte sie Querflöte, die beim Studium ihr Hauptfach-Instrument wurde. In Gifu studierte sie Musik und Musikpädagogik/Lehramt und arbeitete als Berufsmusikerin und Musiklehrerin. Wie in Deutschland ist es auch in Japan schwierig als Konzertmusiker ein Auskommen zu haben, sie musste sich flexibel aufstellen. Das sei manchmal anstrengend gewesen, habe ihr aber gefallen – sie konnte dadurch weiter lernen.
Mit über 30 Jahren begann sie als Organistin in der katholischen Kirche Gifu. Die katholische Kirche spielt in Japan eher eine untergeordnete Rolle, sie selbst gehört seit ihrem Erwachsenenalter der katholischen Kirche an. Das Spiel an der Orgel, eines der schönsten, aber auch eines der schwierigsten zu spielenden Instrumente, brachte sich Motoko Matsuno selbst bei. Um das Orgelspiel weiter zu lernen, die Musik zu intensivieren, wollte sie auf eine Fachhochschule, spezialisiert auf katholische Kirchenmusik – die gibt es in Japan nicht. „Fach“-Hochschule betont sie eingehend, das ist ihr wichtig, sie wollte „fachlich“ lernen zur möglichen Perfektion. Dass sie ihr Weg nach Deutschland führt, war für sie da schon klar, weil sie im Vorstudium Deutsch gelernt hatte. Ideal, um sich bei einer der renommiertesten Hochschulen für katholische Kirchenmusik zu bewerben: in Regensburg. Dort schlug sie den Studiengang zum Bachelor ein, das Ziel eine sogenannte „B-Musikerin“ zu sein. Das Bachelorstudium Kirchenmusik ist sehr umfangreich, es enthält nicht nur Orgelspiel sondern auch Klavier, Gesang, Chorleitung, Musiktheorie, Kenntnisse über die Liturgie, Pädagogik und vieles mehr. Vier Jahre studierte sie in Regensburg und entschloss sich nach dem Studium in Deutschland zu bleiben – in Japan gibt es keine Chance für Kirchenmusikerinnen. Für sie ist weniger wichtig, wo sie lebt, viel mehr Wert legt sie darauf, wie sie lebt. In Deutschland kann sie als Musikerin leben und mit ihrer Musik die Gesellschaft bereichern – das ist alles, was sie sich wünscht.
Ihr letzter Prüfungstag in Regensburg markierte den Beginn ihres neuen Lebens in der Pfarreiengemeinschaft Pilsting – direkt am nächsten ging es für sie nach Parnkofen. Schon mitten im Studium war ihr die Stellenausschreibung der Pfarreiengemeinschaft ins Auge gestochen: während andere Anzeigen im Querformat am „schwarzen Brett“ hingen und die schönsten Seiten der Pfarrei hervor hoben – große Chöre, namenhafte Orgeln – war die Pilstinger Anzeige eher spartanisch. Motoko Matsuno lacht, als sie davon erzählt: hochformatig wurde schlicht nach einer Kirchenmusikerin gesucht, ein verwaistes Pfarrhaus wurde geboten. Ihr erster Gedanke dazu: „Das ist meins“, erzählt sie und lacht. Doch als ihr das erste Mal die Anzeige ins Auge stach war es noch zu früh, sie hatte noch mehr als ein Jahr Studium in der quirligen Stadt vor sich. Immer, wenn sie an den Stellenanzeigen vorbei ging, schaute sie: ist sie noch da? Während ihre Kommilitonen gerne in die Stadt wollten oder große Pfarreien, suchte sie die Ruhe – und auch den Ratschlag der Dozenten schoss sie mehr oder minder in den Wind: statt sich mehrere Pfarreien anzuschauen war es für sie Pilsting – nur Pilsting, was anderes wollte sie gar nicht sehen. Im Frühjahr fragte sie an und bei ihrem ersten Besuch, erzählt sie, wusste sie schon: „Ich komme hier her.“ Beim zweiten Besuch wurde sie in Parnkofen freundlich aufgenommen, „alle waren so nett“, sagt sie, heute sind die Parnkofener wie eine Familie für sie. Hobbies hat sie keine –wenn sie etwas macht, möchte sie es von Grund auf lernen, perfektionieren – mit einer kleinen Ausnahme: der Pfarrgarten. Die Gartenarbeit hat sie in Parnkofen für sich entdeckt, „das freut mich sehr“, sagt sie und erzählt von den Apfelbäumen, von den Kirschen. Das Leben im Benefizium, im Pfarrhaus in Parnkofen, gefällt ihr sehr – vor allem schätzt sie die Ruhe. In der Stille arbeitet und lernt sie am Besten. Donnerstags leitet sie den Kinder- und Jugendchor, um 16.30 Uhr im Pfarrheim Pilsting. Derzeit wird schon kräftig für die Christmette geprobt.

Bericht und Foto: S. Melis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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